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Guten Appetit!

Heute, kurz vorm Dunkelwerden, komme ich aus dem Garten vom Bäumefällen. Noch auf der Terrasse sehe ich drinnen Zwocklino rumhuschen. 'Nanu, schönste Dämmerung und Kater schon zu Hause, wie das?'

Da höre ich auch schon sein typisches kehliges Knurren und erkenne sofort- er hat sich was Frisches zum Abendessen besorgt.

Gehe also schön langsam mit dem Standardtrick auf ihn zu: 'Komm gib's her, ich brat es dir eben durch!'. Misstrauische Blicke, kehliges Knurren, wieso bloß. Nebenbei versuche ich zu ermitteln, was er sich da diesmal geschnappt hat. Sehe aber bloß so ein langes hellbraunes unbehaartes Etwas aus seinem Mäulchen (sagte ich MäulCHEN?) runterhängen.

Upps. Ein Nager mit fast fingerdickem unbehaartem Schwanz? Eine Schlange? Vielleicht ist heute Sushi ja garnicht so verkehrt, die Pfanne ist eh noch nicht gespült. Ich überlege, ob ich den Burschen nicht lieber mitsamt seinem Abendessen vor die Tür setze. Kaum habe ich Zwocklino in den Schwitzkasten genommen, spuckt er seine Beute auf den Boden.

Hmmm...
Merkwürdig, seit wann und von wem werden in unseren Nachbargärten denn Mäuse spießfertig ausgeweidet und enthäutet angeboten? Erst langsam sackt die eigentlich recht typische Silhouette klack-klack durch mein verschachteltes Wahrnehmungssystem.

Äh, ein Frosch, noch dazu ein ganz schön fetter. Vielmehr, vermutlich ne Kröte, unke ich. Wär's ne CPU könnte ich die Taktfrequenz am Geruch erkennen, aber bei Reptilien kenn ich mich nicht aus, außer dass kleine grüne Frösche tödlich sind oder so. Das hier ist aber groß und hellbraun. Pfff.

Rührt sich nicht, quakt nicht, liegt nur etwas unförmig da. Vermutlich tot, das delikate Schleimtier. Haben FroschKröten eigentlich Knochen?

Eigentlich kein Wunder mit dem Exitus, unsere Nachbarn haben ihre Hütten hier alle in den 60ern und 70ern gebaut, da hatte man's noch nicht so mit Biotopen. Die nächste Feuchtzone ist locker 600m Luftlinie Richtung Ortsrand. Sone Entfernung im Katergalopp durch die Büsche hat bisher auch noch keine Maus lebend überstanden. Ich in Zwocklinos Mäulchen würde dabei auch nicht lange durchhalten, brauch ich garnicht erst probieren.

Noja, den veitstanzenden Zwocklino unter dem Arm gehe ich in den Garten, um meiner Angetrauten von der neuen kulinarischen Persönlichkeitsentwicklung unseres Kindsersatzes zu berichten.

'Dreimal darfse raten, was der Kleine grade reingebracht hat!'

'n Mäusel?' - 'Nee'
'n Vogel?' - 'Nee'
'ne Libelle?' - 'Auchnich'
'NE RATTE?' - 'Quatsch'
'n Salamander?' 'HMMMMMMM...'
'n FroschneKröte!' - 'RÜSCHTÜSCH!'

'Bööööääääh. Tot?' - 'Yepp.Matsche.'
'Wo?' - 'Wohnzimmer'
'Machweg!' - 'Jaja...'

Ich also, immer noch mit Zwocklino, jetzt auf Schulter, zurück ins WZ. Von draußen die Ascheschaufel mit eingepackt, den ungeduldig werdenden Zwocklino gekonnt einhändig durch die Terrassentür nach innen werfend.

Öks! FroschKröte wech! Nur noch ein kleiner Schleimfleck aufm Parkett, den Zwocklino gerade misstrauisch ableckt.

'Du Idiot!' zeihe ich mich ungnädig. 'Du Amateur! Wie oft willst Du den Fehler eigentlich noch machen, scheintotes Getier an Ort und Stelle liegen zu lassen, um in aller Ruhe erstmal die optimale Entsorgungsstrategie mit einem Bierchen überdenken zu gehen?' Derweil, kaum die Flasche #plopp# macht, das Viehzeuchs schon den Ikea Katalog wälzt um es sich heimisch zu machen.

Oft findet Zwocklino seine Abendbekanntschaft auf der Suche nach dem zweiten Frühstück zwar wieder, manchmal aber auch meine Frau noch vor dem ersten Frühstück in ihren Filzpantoffeln. Manchmal auch beides. Oder jeder die Hälfte. Brrr.

'Und jez?' Gleich gömmt Göttergattin greinend gartenseits geschlurft und ich muss mich in Windeseile entscheiden, ob ich die Wahrheit sage oder mit einem schlichten 'SCHONWEG!' erstmal künstlichen Hausfrieden herstelle. Endet dann je nachdem mit besagtem ersten Frühstück in Filzpantoffeln oder mit einer die ganze Nacht andauernden heimlichen KrötenSafari. Auf Zwocklino verlasse ich mich da lieber nicht bei.

Mit Recht, denn während ich mit der Taschenlampe in Fährtensucherposition auf dem Parkett knie und versuche, die Schleimspur zu deuten, liegt Zwocklino zwei Meter weiter auf der Seite und knabbergähnt sich genüsslich die Pfoten. 'FroschKröte? Pffff, was gehen mich deine perversen Hobbys an? War eh nich sonderlich lecker bisher. Mach Du mal schön allein weiter, ich geh solang meine Brekkies knutschen.'

Das war früher anders. Wie Winnetou und Old Schätterhänd haben wir stundenlang zusammen auf dem Sofa gekauert und gewartet, bis diese widerliche fette Scheissfliege sich beruhigt hatte und zur Landung auf der Lehne ansetzte. Ich dann PATSCH mit der flachen Hand Richtung Zwockel, er Maul auf und ZACK! GULP! Give me five brother!

Aber jetzt bleibts immer an mir hängen. Wohin könnte sich die FroschKröte in der kurzen Zeit und ihrem Zustand gerettet haben?
Untern Schrank? Nix.
Sofa? DA! Ach nee, das ist Zwockels erstes Frühstück, oder etwa die Hälfte davon. Später, DAS läuft nun garantiert nicht mehr weg.

Denk nach! DENK NACH! Draußen hör ich schon die Schritte meiner Frau. Der Subwoofer! Nee, der ist unten zu, und so wie das Vieh aussah reichts mit Sicherheit nicht bis zur Reflexöffnung hoch.

Der Flur. Die Filzpantoffeln! Das wär ja zu einfach. Mal die ganzen Taschen und Rucksäcke anheben. Zwocklino kommt neugierig hinzu, wenn's raschelt wirds ja vielleicht doch wieder interessant. Ist so'n Reflex bei ihm.

DA! Unter Hildi's Sporttasche sitzt sie. Sprung auf die erste Stufe der Kellertreppe. Jetzt packen! Was, mit bloßen Händen, das Schleimtier? Zwocklino, wo ist denn der Mäuserettungskarton? Immer wenn man ihn braucht... Jetzt ist auch Zwocklinos Jagdtrieb wieder erwacht und er wischt wie verrückt um mich und die Kröte herum.

'Was macht Ihr zwei denn da?' fragt meine Frau von hinten. 'Ähh, öhh, die Kröte war doch noch nicht tot, ist doch schön für sie, oder?' Ich liebe meine Frau, wenn sie in solchen Situationen nur stumm die linke Augenbraue hochzieht und die Arme in die Seiten stemmt.

'Hab sie doch schon gefunden! Da sitzt sie!'
'Boah ist die groß.Und schön.'
'Schön? Naja! Bringma Karton! SCHNEEHELL!'
'Welchen?'
'Den Dada, Mäuse, weisst schon!'
'Da sind die Wäscheklammern drin.'
'Ochnee!'
'Iss aber!'
'Dann raus. Frosch geht vor!'
'Machjaschon.'
...
...
...
...
...
'SCHAAHATZ! SCHNEHELLER! Sonst schleppt Zwocklino Dir das Viech zum Tranchieren gleich ins Bett hoch!'
'Bööäääh bloß nich. Hier, leer!'

'Da Krötlein, schön reinspringen in den Karton. Nein nicht Du, Zwockel! SCHAHATZ, kümmerst Du dich BITTE MAL UMDEN KATER!'

'Uff!' Kröte drin, Deckel zu. Zwockel tobt. Karton allein ist ja schon geil, aber mit Kröte drin ist noch geiler. Will rein! WILL REIN!

Wohin jetzt mit dem Tier? Blut war nicht zu sehen, hüpfen konnte er/sie/es auch, scheint robuster zu sein als ich dachte.

'Ich bring dann mal eben den Frosch weg!'
'Aber bitte weit, nicht wie letztens den Vogel. Mit dem war Zwocklino schon wieder durch die Katzenklappe drin bevor Du wieder zur Tür reinkamst.'
'Das war doch 'n anderer Vogel.'
'Glaubst Du.'
'Weiss ich!'
'Naja...'
'Kannst ja selber gehn.'
'Muss kochen.'
'Wieso muss?'
'Hab Hunger.'
'Achso. Dann geh ich jetzt mal.'

Meine erste Idee also rüber ins Neubaugebiet zu den Ökopappies mit den Froschteichen auf den Riesengrundstücken. Auf halbem Weg abgedreht in Richtung Tennishalle. Vielleicht keine so gute Idee, nach Einbruch der Dunkelheit bei reichen Leuten im Gebüsch zu stehen und plötzlich ne Taschenlampe im Gesicht zu haben. Am Ende muss mich meine Frau von der Polizeiwache abholen und ich kriege ne Anzeige wegen versuchten Krötendiebstahls an den Hals. Dann lieber ein paar Meter mehr laufen.

Die Kröte hat sich dann ohne ein Quak des Dankes in den Wassergraben neben der Tennishalle davongemacht. Immerhin, das ist da überhaupt nicht Zwocklinos Revier. Noch nicht.

Carsten, 13.04.2006

Zuletzt geändert am 11.10.2008 23:24                Zurück zur Hauptnavigation

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