Tabletteneingabe - nicht mit mir, miau:-)
Gestatten, dass ich, Schischak, bei dieser unglaublichen Unterstellung
der Zweibeiner ein fachmännisches Wörtlein mitschnurre?
Okay, zugegeben - als ich nach einer wunderschönen, aufregenden Osterstreunernacht
in strömendem Regen Blut im Urin hatte und meine Dosine mich schleunigst
zum Tierarzt verfrachtete, war ich ja noch naiv: Nicht ahnend, wie schleusslich
Tablettenzeug schmeckt, liess ichs mir lammfromm von ihm zwischen die fahrlässig
tatenlos gebliebenen Reisszähne stecken --- ---- brrr, pfui Teufel
!!!
Anderntags war ich natürlich gewitzter, ist doch wohl klar: Der erste
Versuch kostete den Tierarzt Blut (*hehe, Rache ist süss!*) und beim
zweiten Versuch biss ich die Zähne so fest zusammen, dass sogar der
routinierte Onkel Doktor total an mir verzweifelte *grinsbreit*. Darauf,
dass ich das trotz seines zweifellos verfassungs- und katzenrechtswidrigen
Nackengriffes stoisch hinbekam, bin ich heute noch stolz!
"I H R E Katzen immer --- geben Sie denen eigentlich Marx zu lesen oder
was?" stöhnte er, seinen blutenden Finger notdürftig verarztend,
meiner Dosine was vor, und ich verbarg dezent unter den Schnurrhaaren ein
Grinsen. Nun hatte er mich offenbar satt. Und versuchte prompt, den Rest
der Therapie an meine Dosine delegieren: Einen *Tablettenapplikator* wollte
er ihr aufschwatzen, der brutale Kerl!!! Aber gottlob kann man sich auf
die Loyalität meiner Ernährerin verlassen: So einen Stab in meinen
Rachen stossen und mich dabei am Ende vielleicht verletzen ? Nie und nimmer,
schwor sie. Es werde ihr schon gelingen, die Medizin in meinem Lieblingsfutter
zu verstecken und mich damit auszutricksen.
Austricksen ? MICH ? Immerhin: Das mit dem Lieblingsfutter klang ja verheissungsvoll....
Das Problem, mich separat von den anderen 7 Katzen zu füttern, löste
sie dann hinterhältigerweise dadurch, dass sie mich, just als ich voll
Vorfreude die Nase ins kollektive Abendessen stecken wollte, kurzerhand
schnappte, meine zappelnden 6 Pfund Lebendgewicht erfolgreich in die Küche
entführte und sich dort zusammen mit mir einschloss. Meeeeeeeauuuuprotest!
Aber dann...mhmhmhmh, lecker: Sheba, sogar angereichert mit St. Agur-Käse,
das gibts bei uns armen Leuten wahrlich nicht alle Tage! Unvorsichtig schluckte
ich den Köder --- und zerbiss dabei die Tablette. Pfui! Schiebung!
Betrug! FOUL! Nich mit mir. Zumindest kein zweites Mal, meine Liebe!
Verächtlich gönnte ich anderntags bei der erneuten Klausur in
der Küche meinem Futternapf nur einen betont gelangweilten Seitenblick,
ehe ich blitzschnell den Küchentisch enterte, um sicherheits- und frühstückshalber
die Nase doch stattdessen lieber in Dosinchens Kaffeesahne zu stecken. Schleunigst
brachte sie sie im Kühlschrank in Sicherheit, hob stattdessen meinen
ach-so-verdächtigen Fressnapf zu mir auf den Küchentisch empor
und....oh, wie sie kraulen und schmeicheln und lieb und geduldig sein konnte,
während sie mit Todesverachtung ihren schwarzen, unbemilchten Kaffee
trank, bis ich endlich wenigstens die Hälfte der medizinverseuchten
Leckerbissen hinuntergewürgt hatte... Tja, als Kater für gewisse
Stunden ist man eben bis auf die Sprunggelenke korrupt ! Aber, brrr, das
Zeug schmeckte eben immer noch scheusslich. Noch ein drittes Mal würde
diese verflixte Verführerin mich nicht herumkriegen, beschloss ich.
Und diesmal gelang es mir, standhaft zu bleiben ! Resultat: 24 Stunden lang
hungerten die anderen Katzen mit mir --- ein anderes Mittel, mich bis zur
Kompromissbereitschaft auszuhungern, fiel meiner verzweifelten Dosine nicht
mehr ein. Doch auch dies blieb vergebens.... "Du bleibst jetzt da drin bis
Du aufgefuttert hast, verstanden ?" Durch die Gitterstäbe des Katzenkennels
hindurch vernahm ich die Mahnung --- doch einen wahren Widerstandskämpfer
kann politische Haft nur in seinem unbeugsamen Stolz stärken ! Nach
zwei Stunden (mein Futter hatte ich natürlich nicht berührt, Ehrensache
!) holte sie mich aus dem Gefängnis heraus --- und erstickte mich so
sehr unter reuigen Zärtlichkeiten, daß ich schleunigst die Flucht auf
den Kirschbaum ergriff.
Zweieinhalb Tage lang schien sie zu resignieren: Keine Küchenklausuren
mehr, keine separaten Mahlzeiten...leider auch kein Sheba und kein St. Agur,
aber was duldet katz nicht alles, um endlich wieder seine Ruhe zu haben
! Dann jedoch war ich dusselig genug, ausgerechnet vor ihren Augen zu urinieren....und
so sah sie leider: Da ist immer noch Blut.
Dem neürlichen Catnapping Richtung Küche setzte ich zwar all meine
18 Krallen entgegen, doch vergeblich: Dagegen war sie schon immer immun;
vermutlich fehlt ihr, was Katzen betrifft, einfach jenes Angsthormon, das
angeblich nötig ist, um Menschenhaut überhaupt verletzlich zu
machen *g* Mhmhmhmh !!!!
Diesmal übertraf meine Küchenmeisterin sich selbst: Sheba und
St. Agur wurden diesmal sogar noch mit ein paar Tropfen Kondensmilch, etwas
Eigelb, etwas Katzenminze und einem Katzenkäsebonbon garniert, ehe
sie es mir hinstellte. Neidvolles, siebenstimmiges Schnuppern und Miaün
jenseits der verschlosenen Küchentür....Irgendwie duftete es so verlockend,
irgendwie hatte ich die Geschichte mit den Tabletten auch schon so halb
und halb vergessen und obendrein schien meine Dosine, anders als an den
anderen Tagen, mich so gar nicht zu beachten und stattdessen völlig
auf ihren Abwasch konzentriert zu sein. Das beruhigte mich....ich langte
herzhaft zu....iiiiiiiiiiiiihhhhhhh ! Miststück ! Also hatte sie BLOSS
SO GETAN, als interessiere es sie gar nicht, ob ich fresse oder nicht !
Niiiieeeeee wieder werde ich aus diesen verräterischen Händen
Nahrung annehmen, beschloss ich und zog mich schmollend hoch droben auf
den Kühlschrank zurück. Seufzend tröpfelte sie erneut Kondensmilch,
Katzenminze und Eigelb auf das restliche Futter und stellte die Schüssel
zu mir auf den Kühlschrank hinauf, begleitet von lockenden Worten...Nee,
Du hinterlistige Hexe ! Jetzt hast Du mich einmal zu oft ausgetrickst! Aus
! Ende ! Im Abwasch kamen die Gläser an die Reihe, dann die Tassen,
die Teller, die Töpfe, doch ich frass konseqünt keinen Bissen
mehr. Man ist ja kein Dummkopf!
Erst das Abwaschen der leeren Katzenfutterdosen für die gelbe Tonne
sorgte offenbar irgendwie für Dosinchens Inspiration: Sie nahm den
Napf wieder herab ---- und siehe da: Geheimwaffe in petto ! Reichlich garnierte
sie meine Restmahlzeit mit HIMMLISCH schmeckender Vitaminpaste...und plötzlich
ging mir ein strategisches Licht auf: Hatte nicht einst die Zweibeinerin
Aschenbrödel die Devise ausgegeben *Die Guten ins Töpfchen, die
schlechten ins Kröpfchen* ? Warum sollte ich es nicht GENAU UMGEKEHRT
machen ? Sich solch einen Leckerbissensegen entgehen zu lassen, wäre
doch pure Sünde, oder?!
Mich vorsichtig und sorgsam immer um die Tabletten herumpirschend schleckte
ich also die Kaffeesahne ab...das Eigelb....die herrliche Vitaminpaste....fürwahr,
ich profitierte ! Denn jedesmal, wenn ich zu fressen aufhörte, gab
Dosinchen (die während "unserer" laaaaaaangen Küchenklausur inzwischen
vom Abwasch zum Wäschewaschen und von dort zum Bodenputzen übergegangen
war) von allen drei Leckerbissen stets beflissen schleunigst noch einen
Nachschlag drauf --- stets in der Hoffnung, dass ich mich beim cleveren
Tablettenvermeiden doch einmal vertü.... Tat ich auch, igitt. Aber
nur EINMAL. Na schön: Sie machte es glücklich. Und die dritte
Tablette hat nachher prompt mein Papa Bagheera hinuntergeschluckt, als er
sich über meinen Futterrest hermachte. Verfressen wie er ist, hat er die
bitterePille sicher gar nicht bemerkt. Prima Lösung, können wir
jetzt jeden Tag so machen ! So alte Herren wie er haben doch angeblich immer
urologische Probleme, oder? Da kann etwas Vorbeugung ja durchaus nichts
schaden. Und ich gönne sie ihm wirklich gern.....
Grüsse vom Kirschbaumgipfel Eür Schischak , 19.04.2001