Himmel
Pfingststory 200l
von Bundeskatzler und Revierkater Fiedje ... schnurrrrr
Prolog:
Da höre und lese ich ja immerhin so allerlei von der Regenbogenbrücke. Aber
ich will doch auch einmal wissen, wie das da so im Himmel ist. Und wie bitte,
komme ich in den Himmel?
Ich liege auf meinem Balkon und schaue da mal so hoch. Hmmm, das sieht so
aus, als gibt es ihn. Obwohl, zu beschreiben ist der nicht. Der sieht ja
immer anders aus. Manchmal ist alles so blau und da fliegen so weiße Schafwölkchen
rum. Leider viel zu weit weg, um sie zu fangen. Und manchmal ist das alles
grau in grau. Das ist langweilig. Es war auch schon mal so, dass gar nichts
zu sehen war, nur blau und blau und blau und blau ... Ist das denn jetzt
der Himmel hinter dem blauundblauundblauundblau? Gibt es da ein Loch? Ist
es wie ein Mauseloch oder kann auch ich so ohne weiteres da hindurch schlüpfen?
Oder ist da nur die Unendlichkeit des Alls? Schwarze Löcher und so. Hmmm
...
miaoooo *grübel*
Da träumte mich dann letztens nachts (war es wirklich nur ein Traum?), an
meine Dosine gekuschelt, folgendes:
Dunkel war es und warm. Alles war schön. Ich war daheim. Da öffnete sich
das Fenster. Wie von selber. Ich hob meinen Kopf. Das Fenster war auf. Weit
offen. Die Gardinen wehten etwas. Meine Dosine schien tief zu schlafen.
Das konnte die natürlich auch. Weil ich ja sowieso aufpasse.
Ich lag auf einem der Kopfkissen. Und ehrlich gesagt, war ich ein wenig
verwirrt. Wieso ging so ganz auf einmal und noch dazu mitten in der Nacht,
das Fenster auf? Sperrangelweit?!
Ihr werdet es kaum glauben. Auf einmal fing mein Kopfkissen an, sich zu
bewegen. Ich krallte mich natürlich fest. Wo kommen wir dahin, wenn jetzt
schon die Kissen ein Eigenleben entwickeln. So geht das doch nicht. Aber,
ehe ich mich versah, schwebte mein Kissen. Mit mir mitten drauf.
Vorsichtig warf ich einen Blick nach unten. Da lag meine Dosine und pennte
und kriegte mal wieder nichts mit. Durch mein reduziertes Sommerfell glitt
ein sanfter Wind. Ich blinzelte. Wer will schon Zug in die Augen kriegen.
Und bevor ich noch entscheiden konnte ggf. abzuspringen, war ich samt Kissen
draußen.
Ich lag da so auf dem Kissen und sah das geöffnete Fenster mit den wehenden
Gardinen unter mir entschwinden. Unter mir? Jawohl, weil das Kissen samt
mir nach oben entschwebte. Einen Augenblick dachte ich, dass mir gleich
schlecht wird. Aber dann ging's wieder.
Ich flog also so dahin, auf meinem Kopfkissen. Und wenn ihr vielleicht denkt,
dass das bequem ist, kann ich euch von dieser Reiseart nur abraten. Saukalt
war es und windig. Und ich traute mich kaum, mich zu bewegen. Weil so ein
Kopfkissen, auch wenn es sich um ein "Fliegendes Kopfkissen" handelt, zum
Rand hin ziemlich instabil ist ... miaooo.
Höher und höher flog ich. Und mir wurde schon ganz schön mulmig. Schließlich
habe ich "Akte X" geguckt und "The next Generation". Auch "StarWars" habe
ich mir reingezogen, weil derer Dosine darauf steht. Was will man schon
machen, als Kater? Dauernd umschalten? Das strengt an und stört den Schlaf.
Also schaute ich mich in der immer dünner werdenden Luft so um. Schließlich
gibt es Flugverkehr. Ich sah förmlich schon die Schlagzeilen: "Außeriridische
in feliner Form bedrohen die Erde auf fliegenden Kopfkissen." Als ob wir
Katzen das nicht auch ohne solche Headlines sauschwer haben.
Gerade als ich dachte, nun ist aber Schluss, ich will ein Heizkissen oder
eine Wärmflasche, sah ich es.
Ich sah das Loch im Himmel. Es war wie ein Riss. Dumpfes Licht drang hindurch
und verriet sein Vorhandensein. Das doofe Kissen schien davon angezogen
zu werden, wie von einem Vacuum. Verzweifelt suchte ich nach irgendeinem
Steuerelement an meinem Kissen. Aber das war nur ein Kissen. Hütet euch
zukünftig bloß vor Kissen! Ich trieb auf den Riss zu. die Helligkeit blendete
mich und dann machte es *FLUPP*. Ich war, samt Kissen, eingesogen worden.
Grau war alles um mich herum. Grau und dunkel. "Ist das der Himmel?" fragte
ich mich. Da ist ja jedes spanische Tierheim besser. Ich kauerte mich auf
meinem Kissen zusammen. Und tretelte etwas, um tiefer hineinzurutschen.
Damit mich bestimmt keiner sah oder wahrnahm. In dem grauen Nebel sah ich
nämlich dunkle Schatten. Und die machten mir Angst. Die dunklen Gestalten
hatten die Form von Zweibeinern. Und es schien ihnen nicht gut zu gehen.
Orientierungslos schienen sie mir. Zum größten Teil. Und ich spürte ihre
Zerrissenheit. Also, wenn das der Himmel ist ... miaooo :/.
Aber wie ich so in dieser grauen Suppe trieb und mein Fell klamm und feucht
wurde, sah ich auf einmal das Licht. Das war aber nun mal wirklich ein Licht.
Mir war so, als hätte ich niemals Gleiches erblickt. Und trotz der strahlenden
Helligkeit, tat es meinen Augen kein bisschen weh. Nein, im Gegenteil, eine
ungeheure Energie durchflutete mich. Mein Kissen aber verhielt. Es schwebte
auf der Stelle. Doofes Kissen. Machte, was es wollte.
Ich wollte unbedingt in das Licht. Da, genau da, musste doch der wirkliche
Himmel sein. Ich wusste, ich spürte es. Ich stand auf. Stand auf meinem
wackeligen Kissen. Bereit, abzuspringen und notfalls zu Fuß den Weg zu suchen.
Da hörte ich ein "pfffft".
Um mich und mein schwebendes Kissen herum hatte sich eine Blase gebildet.
Na toll. Ich als Inhalt eines Bubble Gum. Ich setzte mich zunächst wieder.
Weil ich nämlich noch nicht einmal Seifenblasen cool finde. Nur ekelig.
Ich glaube, ich hatte da so einen kleinen Blackout. Wer will mir das verdenken?
Versetzt euch in meine Situation. Und ich wurde halbwegs wach ... Das war
sehr unangenehm ... die Dimensionen verschwammen. Ich schwebte in dieser
Blase, mitsamt meinem Kopfkissen ...
... da war das Schlafzimmer und das Bett und die Dosine ...
... da war der Himmel, der HIMMEL ...
... da war der Riss im Himmel ...
... da war das Grau ...
... da war das Licht ...
... und da war ich.
Der KATER.
Aber auch das Licht war da. Dieses unwahrscheinliche Licht. Hell. Aber nicht
grell. Sanft, trotz der wahnsinnigen Intensität. Ich beschloss, es zu wagen.
Und befehlend miaute ich. Da schwebte die Blase, mit mir drin, auf das Licht
zu. Unaufhaltsam. Ich schwebte in der Blase durch den Lichttunnel.
Auf alles gefasst hielt ich meine Augen geschlossen. Ganz fest. Doch dann
fühlte ich, wie mein klammes Fell durch sanfte Lichteinwirkung trocknete,
wie ich wärmend umhüllt wurde. Ich wagte es und hob meine Lider an ... und
sah, ich sah! Ich erblickte, halbwegs, zwischen halb geöffneten Lidern,
sanfte grüne Hügel. Bäume und Sträucher in einiger Entfernung. Dazwischen
Gewässer und Flüsse in frischem Blau. Natur pur, nur völlig ohne jedes menschliche
oder tierische Leben. Und ich wagte es, die Augen ganz zu öffnen. Und da
sah ich das Gehöft...
Nun gut, ich befand mich in dieser Blase. Die mir wohl bis zu einem gewissen
Grad gehorchte. "Miaoooo!" Federnd bewegte die Blase sich vorwärts. Mir
wurde ganz anders. Seekrank kann ich dazu ja wohl nicht sagen und dass ich
es mit der Blase habe, würde den Sachverhalt nicht treffen, also, sagen
wir mal ... kotzübel. Ich betete zu Bastet, dass ich nicht würde erbrechen
müssen und das Innere meiner Flugblase verschmutzen. Ich hatte schließlich
nur die eine. Zitternd kam die Blase auf der Wiese direkt vor dem Gehöft
zum Stehen. Ich kam mir vor, wie das Deko auf einem Wackelpudding.
Und dann passierte ... zunächst nichts ...miaooo. Ich beäugte das große
Scheunentor. Das daneben liegende Wohnhaus. Nichts. Wie ausgestorben. Wollte
mich da wer verschwänzen ? ... (zur Erklärung: So sagen wir Katzen statt
verarschen). Nach einer Weile hatte ich es wirklich satt. Wer bin ich denn?
Ich sprang von meinem Kopfkissen auf den Boden ... und brachte die Blase
zum Zerplatzen, ganz unabsichtlich. Was kann ich für meine Krallen? Ihr
dürft euch das nicht besonders laut vorstellen. Es war eher ein "plopp"
denn ein "peng".
Da stand ich nun. Ein irdischer Kater. Keinesfalls gestorben. Ohne Blase.
Mit einem recht feuchten Kopfkissen im Hintergrund. (He, ihr da, keine Verdächtigungen!
Geht mal wieder in den Physikunterricht oder nehmt letztgenannten als Leistungskurs!)
Das Revier schien mir jungfräulich. Nach meiner Schnupperinvasion. Nur,
sooo absolut leer , das kann's ja auch nicht sein?! Also beschloss ich,
es zu erkunden und ggf. in Besitz zu nehmen.
Nach allen Seiten sichernd, näherte ich mich zunächst dem Scheunentor. Kein
Eingang ... No entrance ... leuchtete mir entgegen. Superbegrüßung. So eine
fulminante Erklärung funzt in echt. Was habe ich nur verbrochen? Nachdem
sich meine Empörung gelegt hatte, bewahrte ich ruhig Blut. Letzteres (Ruhig-blut-bewahren)
wurde mir schließlich beigebogen. Als ich noch ein Kätzchen war. Also das
Wohnhaus. So eine Wohnhaustür ist ja schon im realen Leben immer eine Hürde.
Wie aber, bei Bastet, soll ich eine verschlossene Tür entern, die im Himmel
gelegen ist? Also, eintreten schied momentan aus. Wie aus weiter Ferne meinte
ich allerdings Stimmen von Zweibeinern hinter der Tür zu vernehmen.
Als ich noch so am Überlegen war, erklang hinter mir eine tiefe Stimme.
Furchtbar laut. Alle meine Reflexe reagierten und ich sprang mit allen vier
Pfoten gleichzeitig in die Luft, drehte mich um 180 Grad und landete geduckt,
auf alles gefasst.
"WAS MACHST DU HIER , KATZE?!"
Ich war so furchtbar erschrocken, dass mir wirklich nichts einfiel. Das
Merkwürdige war außerdem, dass wirklich niemand zu sehen war, dem diese
Stimme hätte gehören können. Ich entspannte etwas und sagte dann das erste,
was mir so in den Kopf kam: "Miaoooo." Dann war die Stimme wieder zu vernehmen.
Deutlich sanfter jetzt allerdings: "Katze, du hast eine irdische Aura, orange.
Du gehörst nicht hierher und schon gar nicht allein. Wo ist dein Mensch?"
Aura? Orange? Ich konnte zwar nichts sehen, fing aber schleunigst an, mich
zu putzen. Man weiß ja nie. Die Stimme lachte, tief und warm. Ich hörte
auf mit dem Putzen. Etwas beleidigt allerdings. Lachte mich dieses unsichtbare
Wesen vielleicht aus? Mich, einen tapferen Revierkater? Also nahm ich meinen
Mut zusammen und besann mich darauf, dass ich ja durchaus auch menschisch
konnte. "Wer bist du Stimme ... miaoo?" "Oho, kleine Katze, du redest in
Zungen?!" "Miaoo, in Zungen? Nööö, mit der Zunge vielleicht. Aber so genau
weiß ich das nicht. Ich hatte nie Anatomieunterricht." Wieder lachte die
Stimme leise: "Wie heißt du, Katze." "Miaoo, warum sollte ich dir das verraten.
Wie heißt du denn überhaupt, du, der-du-nicht-einmal-sichtbar-bist?" "Katze,
irgendetwas ist hier vollkommen falsch gelaufen. Du solltest nicht hier
sein." Die Stimme hatte jetzt einen ernsten Unterton. Sie erinnerte mich
an meine Dosine, wenn sie mir erklärt, dass es nicht ok ist, auf dem Küchentisch
herumzuspazieren.
Da ich in letzterem Fall immer so tue, als ob ich ernsthaft zuhöre und mir
das Gesagte zu Herzen nehme, meinte ich, dass so ein Verhalten auch hier
nicht grundsätzlich falsch sein konnte. Also bemühte ich mich um einen ernsthaften
und konzentrierten Gesichtsausdruck. Wieder lachte die Stimme leise: "Du
bist schlau, Katze. Aber mich führst du nicht hinters Licht." Hinters Licht?
Das war doch das Stichwort: "Also, wenn du es unbedingt wissen willst, ICH
wurde hinters Licht geführt. Da war dieses Licht. Und vorher war alles grau
in grau. Und mein fliegendes Kopfkissen war auf einmal in einer Blase und
wir flogen darauf zu ... miaooo ... und dann eben mitten hindurch. Und jetzt
bin ich da. Aber es ist langweilig. Keiner da zum Spielen. Nur du. Und du
bist nur eine Stimme. Wie soll ich mit dir jagen und fangen spielen? Außerdem
riechst du nach nichts ...miaoo." Ich ließ meinen ganzen Frust raus ...
und wagte es sogar, kurz zu fauchen. "Hmmm ..." meinte die Stimme überlegend,
"Du sagst, du kamst durch das Licht? Das ist der falsche Weg für dich, wenn
man davon absieht, dass du ohnehin überhaupt noch nicht hier sein solltest."
"Miaoo ... falscher Weg, richtiger Weg? Ich habe ja gar nicht nach einem
Weg gesucht. Ich sagte doch schon, es war das Kissen." Nun ist es ja so,
dass ich, wenn ich menschisch spreche, nicht lügen kann. Das war die Auflage.
"Katze, du wolltest wissen und sehen, also suchtest du." Na toll, jetzt
kam mir die Stimme auch noch philosophisch. Dabei weiß doch jeder, dass
wir Katzen die größten Philosophen auf Erden sind. Hmmm, *überleg* ... na
gut, auf Erden waren wir hier vielleicht nicht gerade. Ich entschloss mich,
einen Pfotentritt nach vorn zu wagen: "Nun gut, Stimme, ich bin auf jeden
Fall jetzt hier. Und du bist akustisch zu vernehmen. Das ist eine Tatsache.
Es sei denn, du leugnetest deine eigene Existenz." Klasse Antwort, fand
ich und kraulte mir gedanklich selber den Nacken. Damit war die Stimme in
der Zwickmühle. Die Stimme antwortete mit einem dunklen Lachen. Klang gar
nicht so übel. Eher wie ein netter Dosi oder eine nette Dosine, es war irgendwie
nicht genau zu erkennen: "Katze, schau dich um." Einen Moment überlegte
ich. Schließlich habe ich jede Menge Krimis im Fernsehen gesehen und das
ist ja wohl der älteste Trick überhaupt. Andererseits war weit und breit
niemand zu sehen. Also wagte ich es. Ich drehte mich um.
Maoooooo ... schnurrrrr .... wie schöööön!
Ein wunderbarer Regenbogen, breit und schillernd und absolut vollkommen,
überspannte dieses merkwürdig schöne, doch geruchlose Land. Ich war vollkommen
fasziniert. Und mich überkam auch ein merkwürdiges Gefühl von Nähe und geheimem
Wissen. Alles war auf einmal sehr vertraut. "Das...", sagte die Stimme,
"... das ist der richtige Weg für dich, wenn es denn einmal soweit ist.
Und dann ist es hier auch nicht einsam und geruchslos, dann ist das hier
der Himmel." Ich war stumm. Und, fragt meine Dosine, das ist sehr selten
bei mir. Vollkommen versunken muss ich eine ganze Weile nur geschaut haben.
Wobei dunkle Erinnerungen, die irgendwann einmal meinen Hypocampus passiert
haben mussten, in mein momentanes Bewusstsein eintauchten. Ich sah Brüder
und Schwestern, die verehrt wurden. In einem fernen Land. Aber auch solche,
die furchtbare Leiden erduldeten. Ich sah riesige Verwandte, die für ihr
Überleben Wild jagten, das ihre eigene Größe um ein vielfaches überstieg.
Und gleichzeitig die Gegenwart, aus der ich kam. auch dort gab es Glück
und Leiden. Nie mehr würde ich mich über das Wetter hierzulande beschweren,
dachte ich, als ich sah, was mit meinen Verwandten in vielen warmen Regionen
der Erde passierte. Und nicht nur dort. Mir war schwindlig. Es war einfach
ein bisschen viel für einen einzigen Kater. Ich räusperte mich: "Miaooo
... Stimme, du sagst, das ist der richtige Weg?" "Ja, der Weg über die Regenbogenbrücke,
wenn es an der Zeit ist." "Dann ... miaoo, kann ich hier nichts mehr ausrichten
oder erfahren. Wie komme ich wieder heim?" "Wie bist du denn gekommen?"
fragte die Stimme. "Das weißt du doch. Auf dem Kopfkissen." Dunkles Lachen
schien diese ganze seltsame Welt zu erfüllen. Dann nur noch Stille.
Die Stimme war zwar nicht besonders amüsant gewesen. Aber jetzt war ich
ganz allein. So einsam hatte ich mich noch niemals gefühlt. Ich wollte nur
noch eines. Heim. Heim in mein Revier. Zu meiner Dosine. Klagend miaute
ich. Ich setzte mich und überlegte. Was hatte die Stimme gesagt? Aura. Orangene
Aura = irdisch. Ich sah mich um. Tatsächlich flimmerte um alle Pflanzen
und Gegenstände ein zartblaugrüner Nebel. Kaum wahrzunehmen. Eher so, als
habe man zu lange in die Sonne gesehen oder so wie beim Blinzeln im Halbschlaf.
Wieder miaute ich klagend und lang gezogen. Irgendwer musste mich doch hören.
Klein kam ich mir vor und so verlassen. Gar nicht wie sonst. Noch dazu schien
es Nacht werden zu wollen. Nicht, dass ich die Nacht nicht schätze. Aber
das ist schon eine andere Nacht, da in meinem irdischen Revier. Mit netten
Katzinen, Kumpels, Geräuschen und Gerüchen. Es schien zu dämmern. Und im
fahlen Licht, leuchtend wie die Sonne in Norddeutschland nur dann, wenn
sie gerade will, sah ich mein Kissen. Orangerot umflimmert. Ich lief maunzend
darauf zu. Ein Stück Heimat. Tretelnd schaffte ich mir ein Nest und schlief
sofort ein.
Das nächste, an das ich mich erinnere, ist die Hand meiner Dosine, die zärtlich
meinen Bauch krault und meine wild zuckenden Pfoten festhält. "Was träumst
du denn, Fiedje? Erzähl' es mir." sagte sie. Und das habe ich dann getan.
Schöne Pfingsten wünschen
Emsie und Revierkater und Bundeskatzler Fiedje, 03.06.2001