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Die Erste
(Untertitel: Strudel)

In den Gassen war Schmutz und Unrat. Bettler und Kranke bevölkerten das Stadtbild. Es war Ende August 1814.

Gwendolin war eine sehr struppige getigerte Katze. Sie hatte kein wirkliches Daheim, es sei denn, man würde den Holzschuppen am Ende der Straße als solches bezeichnen.

In diesem Holzschuppen hatte Gwendolin schon viele Würfe junger Kätzchen zur Welt gebracht. Und viele ihrer Kinder hatte sie wieder verloren.

Dunkel in ihrem Unterbewusstsein wusste Gwendolin aber, dass die schlimmste Zeit der Verfolgung vorbei war.

Und nun war es wieder so weit. Sie war hochträchtig.

Im Schuppen suchte sie ihren Platz, ganz weit hinten, hinter einem schützenden Holzstoß. Dann kamen die Babys. Es waren vier.

Doch das vierte Katzenkind war sehr schwach. Gwendolin überlegte, ob sie es überhaupt säugen sollte. Das kleine Wesen nahm ihr die Entscheidung aber ab. Es drängte sich an sie und ihr Gesäuge. Und seltsamerweise schienen sogar die Geschwister freiwillig zurückzustehen und dem Schwächling den Vorrang zu lassen.

Nackt und hässlich waren die Katzenkinder zu Anfang. Doch schon bald trat ihre natürliche Anmut zu Tage. Zwei der Babys waren getigert, eines pechschwarz.

Aber das letzte, das Kleinste .... war schwarz mit einem weißen Brustlatz, weißen Vorder- und Hinterpfoten. Es sah bezaubernd aus.

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Die Wochen vergingen.

Die beiden Getigerten gingen schon bald eigene Wege. Es waren ein Kater und eine Katze.

Der kleine getigerte Kater verlor leider früh sein junges Leben, als er sich, unwissend und noch in keiner Weise trainingsmäßig gewappnet, mit einem riesigen alten Revierkater anlegte. Er erlag seinen tiefen Wunden und dem Blutverlust.

Die getigerte Katze geriet in Gefangenschaft, als sie versuchte, ihrem Bruder zu helfen. sie stand ihm immer sehr nahe. Und sie legte sich trauernd zu ihm, als er sterbend darniederlag. So wurde sie gefunden und ließ sich fast widerstandslos in dieses Behältnis sperren, das vorübergehend auch ihren toten Bruder beherbergte.

Im allerletzten Moment, als schon Hände nach ihr griffen, riss sie aus ... sonst wäre auch sie getötet worden. Danach verlor sich zunächst jede Spur von ihr.

April 1815

Das kleine, pechschwarze Kater-Kätzchen wuchs zu einem stattlichen Kater heran. Stark und selbstbewusst.

Eines Tages, beim Durchsuchen der Abfälle auf den Straßen, traf er auf einen alten Mann, der das Gleiche tat.

Misstrauisch beäugten sie sich, der Mann und der Kater. Sie waren schließlich Fressfeinde.

Der alte Mann lachte. Das Geräusch des Lachens erschreckte den Kater.

Aber der Mann kicherte und bot dem Kater etwas von dem an, was er selber eigentlich gerne hätte essen wollen. Die Reste einer noch fast frischen Hühnerkeule.

Der Kater näherte sich und nahm von der dargebotenen Nahrung. Und strich um die Beine des Mannes. Um seinen Duft mit dem Duft des Mannes zu vermischen. Und er fühlte sich wohl und freute sich.

Es war ja das allererste Mal, dass er sich von einem Menschen ganz und gar angenommen fühlte.

Der alte Mann beugte sich nieder und streichelte den Schwarzen.

"Bist du auch allein?"

"Miauuu."

"Hast du Hunger? Frierst du?"

"Mriauuu."

"Willst du mitkommen?"

"Schnurrrschnurrrrrrschnurrrrrrrrriaooo." erwiderte der kleine Schwarze und strich mit all seinem seidig glänzendem schwarzen Fell an der zerfetzten Hose des alten Mannes entlang.

Der alte Mann verstand.



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Wie aus dem Nichts waren da auf einmal zwei Schatten ... mit menschlichen Umrissen. Sie schubsten den alten Mann hin und her, was ihnen Spaß zu machen schien.

Der Kater versteckte sich erschreckt hinter einem Haufen Abfall.

Der alte Mann stöhnte und bat darum, dass sie aufhören möchten. Schließlich fiel er hin und stieß mit dem Kopf gegen eine Hauswand.

Einer der beiden Männer beugte sich über ihn, trat dann verächtlich mit dem Fuß gegen den Körper und lachte in einer Art, die dem Kater, dem Zeugen, weitere Angstschauer über den sensiblen Rücken jagte. Ähnliches Lachen hatte er schon einmal gehört ... wie er tief in seinem Unterbewusstsein erkannte.

Dann verschwanden die beiden Gestalten wieder im Dunkel der Nacht.

Der Kater kauerte in seinem Versteck. Sein Herz pochte.

Nach einiger Zeit wagte er sich hervor. Vorsichtig witternd näherte er sich schleichend der liegenden Gestalt. Er roch Blut. Aber auch noch etwas anderes.

Er wusste auf einmal, dass dieser Mann ein guter Mensch war ... und noch durchaus am Leben.

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Die Kleinste, die Besondere, das schwarze Kätzchen mit dem weißen Latz und den weißen Pfötchen ...

Es ging ihr nicht wirklich gut.

Sie war lange bei der Mutter geblieben. Länger als ihre Geschwister. Und die Mutter hatte sie länger als die anderen an ihrem Gesäuge geduldet.

Doch dann war ihre Mutter wieder rollig. Kein Platz mehr für Vorgeborene.

Die Kleine war auf sich gestellt.

Da existierte sie nun, allein in einer großen Welt.

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Der pechschwarze kleine Kater wagte sich nahe heran, an den Kopf, die blutende Wunde des zusammengeschlagenen Mannes.

Er flehmte.

Dann leckte er mit rauer Zunge reinigend über die Kopfwunde des alten Mannes.

Fast drei Stunden lag er angekauert, wärmend, am Körper des Mannes.
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Das kleine schwarze Kätzchen mit dem weißen Latz irrte herum. Es fühlte sich so allein.

Es war so hungrig und durstig und es ängstigte sich.

Instinktiv duckte es sich hinter Büsche und Hausecken.

So allein wie jetzt war es ja noch nie gewesen.

Da war dann auf einmal die Treppe.

Die Kleine hatte noch niemals eine Treppe gesehen.

Sie erschien ihr bedrohlich. Was erwartete sie am Ende dieser Treppe?

Denn jede Treppe endet irgendwo. Das ist ein physikalisches Gesetz, welches bislang nicht einmal märchenmäßig widerlegt werden konnte.

Das Kätzchen fürchtete sich.

Furchtsam kauerte sie hinter dem Busch.

Da sah sie es.

Dieses Leuchten.

Ein Punkt nur ...

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Der schwarze kleine Kater merkte auf.

Schritte näherten sich. Und Stimmen, die ihm angenehm erschienen.

Zwei Stimmen. Eine hell, eine dunkler.

Er wusste, dass es jetzt auf ihn ankam.

Er sprang auf den Gehweg, nahe der dunklen Gasse.

Das junge Paar verhielt den Schritt.

"Schau mal... " flüsterte die junge Frau "... was für ein wunderschöner Kater."

"Stimmt." erwiderte leise ihr Begleiter.

In diesem Moment rannte der kleine Schwarze zurück ins Gebüsch .. jedoch nicht ganz ... er verharrte ...

Die junge Frau beugte sich nieder.

Sie lockte den Schwarzen mit einfühlsamen Lauten.

Er ließ sie nahe herankommen ... ganz nahe. Es fiel ihm schwer, zu antworten.

Dann dreht er sich brüsk um und rannte zurück in das Gebüsch ... zu dem alten Mann.

Der Schwarze war kein Hund. Die Frau verstand ihn nicht wirklich.

Sie glaubte an eine Katzenfinte und wandte sich zum Gehen.

Das konnte der Schwarze nicht zulassen.

Er schrie. Er schrie, als ob sein Leben davon abhing.

Und endlich, endlich ...

... gingen die beiden näher heran und fanden den Alten.

Und schickten nach dem Doktor, den, der auch das Vieh versorgte.

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Derweil sah die kleine Besondere fasziniert dem Lichtpunkt zu, der sich am Firmament abzeichnete.

Sie tatzelte in die Richtung, natürlich ohne jede Chance, ihn zu erreichen.

Dann kam der Lichtpunkt näher und näher.

Er erfüllte das gesamte Augen-Lichtbild der kleinen Katze ... mehr noch ... ... der Lichtpunkt erfüllte die ganze wahrnehmbare irdische Welt.

Sie fürchtete sich.

Doch der Punkt kam zu ihr. Näherte sich weiter.

Dann war er da. Vereinnahmte sie. War absolut.

Sie fühlte. Fühlte sie?

Sie wurde gezogen, so sehr sie auch strampelte.

Hinauf.

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Der kleine schwarze Kater kauerte ganz weit hinten im Gebüsch. Er beobachtete, wie der alte Mann auf einen Karren geladen und abtransportiert wurde.

Die junge Frau rief noch nach ihm: "Miez ... Miiez?!" Aber er spürte, dass es eher halbherzig war.

Der kleine schwarze Kater war wieder allein.

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Währenddessen kauerte das entkommene Tigerkätzchen in einem Hinterhof hinter einem Fass. Dem Fass eines Färbers.

Es war so hungrig und fühlte sich so allein.

Da kam auf einmal ein fürchterliches Ungeheuer auf es zugestürmt. Ein riesiger Hund. Er bellte, als würde er damit den Weltuntergang einleiten wollen.

Die Tigerkatze versuchte sich zu verstecken.

Aber so ein Fass ist rund. Sie rannte um es herum. Der Hund auch.

Da ertönte ein Pfiff. Der Hund ließ ab von der Kleinen.

Sie war sehr erschöpft. Und blieb hechelnd hinter dem Fass liegen.

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Die Besondere machte kugelrunde Augen.

Nachdem sie zunächst so sehr gestrampelt hatte, hatte sie dann doch vor Erschöpfung damit aufgehört.

Ganz still hielt sie ...

... und als sie sich ein wenig besonnen hatte, nahm sie auch ihre Umgebung wahr.

Bunt.

Bunt wie ein Schmetterlingsflügel oder wie ein Regenbogen.

Und sie mittendrin.

Sie wusste, sie war hier ein Gast. Ein Fremdkörper in dieser bunten Welt.

Sie schaute, ganz still, um sich.

Tief unter sich, im Tal, sah sie ganz viele Tiere spielen. Pferde, Hunde, Katzen .... und viele, die sie nicht identifizieren konnte.

Aber dann schaute sie auf den Horizont.

Und da bemerkte sie die Wirklichkeit von 1814 ... und nicht nur diese ... Sie sah die Welt wie sie war und wie sie sein würde. Aber auch, wie sein könnte.

Sie sah ihre Geschwister. Und nicht nur ihre Geschwister. Sie sah die Welt. In Vergangenheit und Zukunft.

Es war fast zuviel für ihr noch kindliches Gemüt.

Es ist sehr schwer, zu einem Engel zu werden. Es erfordert eine Menge Akzeptanz der eigenen Persönlichkeit.

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Es war der 30. April 1814.

Ein kleiner schwarzer Kater hatte sich Einlass verschafft in das mehr oder weniger provisorische Hospital. Er hockte in einer Ecke. Und er wusste nicht, was er tun sollte.

Da war der alte Mann, den er lieb hatte und es schien ihm schlecht zu gehen. Aber er traute sich nicht hervor. Zu undefinierbar die Gerüche. Zu angstbeladen die blutgeschwängerte Luft.

Dann war auf einmal alles bunt. Wie ein Regenbogen.

Im Schutze des bunten Lichtes konnte der kleine Kater überall hingehen.

Er ging ohne zu zögern auf das Hospitalbett zu und sprang hinauf.

Schnurrend schmiegte er sich an den alten Mann.

Das Gesicht des alten Mannes erhellte sich, als hätte ein Sonnenstrahl es gestreift. Er bewegte seinen linken Arm und zog den Kater näher an sich heran.

Der Kater schnurrte lauter. So gerne wollte er den Alten trösten und beruhigen.

Da brachen die Augen des alten Mannes ... sein Kopf fiel zur Seite.

Noch einmal ganz nahe trat der Kater an das Antlitz heran. Ging um ihn herum. Von hinten glitt seine raue Zunge noch einmal über die Augen des alten Mannes ... und er erahnte dessen Namen ... und schloss seine Lider. Für immer.

Dann war er verschwunden. Wie ein Schatten.

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Die Besondere fühlte sich deutlich unwohl. So weit fort. Und dennoch so eingebunden.

Die Welt drängte sich ihr auf. Sie wusste, sie ahnte, wie wichtig sie selber war.

Warum eigentlich? Weil sie die Farben wahrnahm?

Nein, es war etwas anderes.

Die Treppe. Sie war die Treppe hinaufgegangen.

Und jetzt war sie da. Ganz oben. Sah die Welt und konnte sie verändern. Konnte sie das wirklich?

Sie flog.

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Die kleine Tigerkatze lag noch immer hechelnd hinter dem Fass. Ihre Energien waren ausgeschöpft. Sie war bereit, ihr Schicksal anzunehmen. Bereit, zu sterben. Sie war einfach nur erschöpft.

Auf einmal jedoch schien die Luft um sie herum zu flimmern. Und in allen Farben zu gleißen. Waren es wirklich Farben? Noch niemals sah sie Farben.

Sie blinzelte. Und nahm in all den Farben etwas wahr, das schwarz und weiß war. Sie konzentrierte sich in all der Farbenvielfalt auf diese Konstante, die ihr Sicherheit gab..

Sie versuchte sich zu erinnern ... schwarz und weiß, was war denn nur und ausschließlich schwarz und weiß? Nur schwarz ... und nur weiß?

Sie fühlte sich in einen schwarzweißen Strudel hineingezogen. Der sie zog. Sie hätte nicht sagen können, ob der Sog sie rauf oder runter zog. Beim besten Willen nicht.

Dann, auf einmal, beruhigte sich alles um sie herum. Das Wogen der Welt hörte auf und ihr Magen, ihre Wahrnehmung schien sich langsam zu stabilisieren.

Sie wagte es, ihre wunderschönen, klaren grünen Augen zu öffnen.

Der Strudel hatte sie ausgespuckt. Sie lag auf weißem Sand und sah ein Felsgebilde vor sich. Schwarz und weiß.

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Die kleine besondere Katze lag ganz still.

Es dauerte ein paar Momente, bis sie merkte, dass sie angekommen war.

Angekommen? Wo eigentlich?

Auf jeden Fall herrschte Stillstand.

Alles stand still. Die Luft, die Umgebung, die Farben, die Lichter, die Bilder ... die Welt stand still.

Dann sah sie die beiden Felsen.

Einer schwarz ... ein dumpfes oxydiertes Gebilde, das keinen Sonnenschein reflektierte und der andere strahlend weiß, ein Kreidefelsen.

Sie war so aufgewühlt und gleichzeitig ganz ruhig.

Es galt, ein Rätsel zu lösen.

Sie sprang auf die beiden Felsen zu.

Schwarzweiß war das kleine Kätzchen und schwarzweiß war das Gestein.

Als sie die Felsen erreichte, war sie fast nicht mehr zu sehen. Verschmolzen mit dem Hintergrund.

Sie fand einen Vorsprung mit einer Mulde. Sie passte dort perfekt hinein.

Und sie wusste, dass sie jetzt warten musste, auch wenn sie nicht wusste, auf was genau.

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Nachdem sein Mensch, der alte Mann, von ihm gegangen war, war der kleine schwarze Kater untröstlich. Er fühlte sich, wie überhaupt nicht mehr vorhanden. Wie in einem unablässigen unaufhaltbarem Strudel, dessen er sich nicht erwehren konnte.

Dumpfheit war alles, was er fühlte. Jedes Glücksgefühl war ausgeschlossen und schien auch für die Zukunft unmöglich.

Wieder streifte er durch die Gassen. Wieder war er ganz allein und hungrig.

Er hatte Kenntnis von einem Fischer am Fluss, der manchmal die Abfälle des Tagesfanges liegen ließ. Der Hunger trieb ihn dorthin.

Tatsächlich fand er einen Haufen Fischköpfe und tat sich gütlich.

Satt und so zufrieden, wie er in seinem Zustand nur sein konnte, ging er fort, um sich einen Schlafplatz zu suchen.

Da waren jedoch auf einmal diese beiden Schatten. Er erinnerte sich nur zu gut.

Er hörte die menschlichen Stimmen, die ihm gemein erschienen. Er wollte sich verstecken. Da traf ihn der Tritt einer harten Stiefelsohle.

Still blieb er liegen.

Dunkelheit war zunächst überall. Dann war da etwas, was reflektierte, etwas Helles, sehr Helles. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Lichtverhältnisse

Und er erblickte und unterschied die beiden Felsen. Einer strahlend weiß, einer schwarz wie die Nacht.

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Die kleine Besondere wusste, dass nun der Zeitpunkt gekommen war.

Sie erhob sich in ihrer Mulde und ließ ein Rufen ertönen ... mirrrieauuo.

Das Licht erbebte.

Es wurde hell und dunkel und wieder hell ... und wieder dunkel ...

Eine kleine getigerte Katze lief auf sie zu. Um sich hechelnd vor ihr in den weißen Sand zu werfen.

Die Schwarzweiße trat auf die Kleine zu und leckte ihr die Ohren: "Da bist du ja, Schwester, ich wartete auf dich ... miaooo."

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Dann kam der kleine Schwarze endlich an.

Die Besondere sah ihn schon von weitem. Und rief ihn mit lauter melodischer Katzenstimme.

Allerdings lief der Schwarze vor dem Felsen immer wieder vor ... und zurück ... und vor ... und zurück.

Er mochte sich seiner schwarzweißen Schwester nicht anvertrauen. Zu sehr war er erdverbunden ... und seinem verstorbenen Herrn zugetan.

Da fing der Felsen an zu strahlen. Gleißendes Licht ging von ihm aus.

In dem Licht war ein Schatten erkennbar ... nur für den kleinen Schwarzen erkennbar, sein ehemaliger engster Vertrauter: "Schwarzer, komm heim. Komm doch bitte heim."

Da lief der Schwarze auf den Felsen zu.

Und es war so, als fiele er in einen Pool von lauter Glückseligkeit.

Sein menschlicher Freund war auferstanden und verlangte nach ihm. Das war ein Sog, dem er sich nicht entziehen konnte.

Doch ... den schwarzen und schnurrenden Kater umarmend, gab das Gespenst ihn frei:

"Gehe und lebe."

... und schob ihn liebevoll weg.

Danach lief der Schwarze wieder auf die Felsen zu, dieses Mal ohne Halluzinationen ... und sah sich nur noch ein einziges Mal um, um sich rückzuversichern, dass es wirklich der Wunsch seines in seiner Gefühlswelt stets allgegenwärtigen menschlichen Gefährtens war, dass er ging. Und der Fels spiegelte sich hinter ihm und er sah das Antlitz seine menschlichen Freundes. Und die große Schattengestalt mit den menschlichen Umrissen nickte. Und der Schwarze wusste, was er zu tun hatte.

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Der Schwarze ging zögernd auf seine besondere Schwester zu.

Zunächst hatte er sogar Schwierigkeiten, sie überhaupt auszumachen.

Perfekt angepasst schien sie in die schwarzweißen Felsen.

Hätten ihre Augen nicht geleuchtet, gelb und ein bisschen grün, er hätte sie nicht einmal finden können.

Leicht taumelnd und desorientiert, sich immer wieder hechelnd auf den Bauch werfend, näherte sich der Schwarze.

"Bruder, du warst wahrhaft tapfer und bist es wert, dass ich dich liebe ... mrauuuoo."

Der Schwarze gewann an Kraft, je näher er dem schwarzweißen Felsen kam, immer gelockt von seiner ebenfalls hauptsächlich schwarzen, doch tatsächlich schwarzweißen Schwester. Die sich nicht einen Millimeter aus ihrer Nische wegrührte, in der sie thronte. Das war unabdingbar.

Aufrecht auf den Vorderbeinen stand sie, als er ankam.

"Willkommen daheim." miaute die Besondere. Schnörkellos und einfach.

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Die Morgensonne erhob sich majestätisch am Horizont.

Die Luft flimmerte und gleißte.

Die beiden Felsen wurden erfasst und erstrahlten in dem hellen Licht.

Dann fing es an zu regnen. Sanft. Und stärker werdend. Ohne, dass die helle Sonne nachließ, kraftvoll zu scheinen.

Der Himmel schien gewölbter als sonst. Und explodierte in Regenbogenfarben.

Blaugelbgrünrotorangelila ... unbeschreiblich.

Die Geburt einer fast irdischen Super-Nova.

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Die kleine Schwarz-Weiße setzte sich auf in ihrer Felsennische:

"Miriiaooo. Ihr seid da. "

Sie verharrte einen Moment, um ihre rechte weiße Pfote hingebungsvoll zu lecken. Dann wendete sie sich wieder an ihre Geschwister:

"Es ist vollbracht. Das hier ist der Eingang zur Regenbogenbrücke."

Ihre Geschwister wollten fragend aufbegehren. Aber ein Blick aus bernsteingelben Augen bannte sie.

Dann war da der Nebel.

Und dann kamen sie an.

Zuletzt geändert am 11.10.2008 23:24                Zurück zur Hauptnavigation

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