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Die Katzen von Maolka

Vor ein paar Jahren, vielleicht auch Jahrzehnten oder Jahrhunderten, wer weiß das schon so genau, existierte einmal ein sehr kleines Königreich, das Reich Maolka.

Die Bewohner waren glücklich und zufrieden und ernährten sich hauptsächlich von Ackerbau, dem Anbau von Obst und Gemüse, etwas Milchwirtschaft und Bienenzucht.

Auch gab es auffällig viele Katzen in dem kleinen Land, die von vielen Bewohnern sehr gemocht und gefüttert wurden. Es gab sie in allen Schattierungen. Schwarze und graue und rote, getigerte und gestromte und gefleckte, einfarbige und auch ein paar dreifarbige, welch letztere als Glückskatzen galten.

Das Land wurde regiert von einem Königspaar, das eine kleine Tochter namens Opera hatte. Ein glückliches kleines Mädchen, das den ganzen Tag wunderschön sang und trällerte. Sie residierten in einem kleinen Schloss, das mitten im Königreich auf einem Hügel erbaut war, der ganz mit duftenden, blühenden Sträuchern bewachsen war.

Die Bewohner verehrten ihre gütigen Regenten sehr, denn sie mussten kaum Steuern zahlen und alles was so anlag, wurde immer sehr weise entschieden.

Eines Tages riefen Fanfarenklänge die Bewohner zum Schloss. Der König stand auf der Balustrade und verkündete mit vor Freude leicht bebender Stimme, dass ihm und der Königin ein kleiner Prinz geboren worden war und dass Opera jetzt einen kleinen Bruder hatte.

Dann reichte eine der weisen Frauen, die auch auf dem Schloss wohnten, dem König ein kleines Bündel, das er liebevoll auf den Arm nahm und wiegte. Seine kleine Tochter schmiegte sich derweil glückstrahlend an ihn. Der König zog die schützenden Decken ein wenig auseinander und präsentierte seinem jubelnden Volk den bezaubernden kleinen Babyprinzen.braunes Dreieck, das nach oben zeigtbraunes Dreieck, das nach unten zeigt

Das ganze Volk liebte seine Königsfamilie nun noch viel mehr und in der landeseigenen Tageszeitung wurden jeden Tag auf der Titelseite Bilder des kleinen Prinzen, seiner Schwester, der Prinzessin und der glücklichen Eltern veröffentlicht. Und als der kleine Prinz auf den Namen Dreamond getauft wurde, erschien zusätzlich im Innenteil ein großer Farbbericht, den viele Maolkaner ausschnitten und zum Andenken aufbewahrten.

Prinzessin Opera war hin- und hergerissen von ihrem kleinen Bruder. Sie gab ihm manchmal sein Fläschchen und spielte mit ihm und jeden Abend summte sie ihm ein Gutenachtlied vor. Dann steckte der kleine Prinz den Daumen in den Mund und schlief selig ein.

Eines Tages bekamen die Maolkaner Besuch von weiter entfernten Nachbarn, den Tetunen. Sie standen vollkommen unangemeldet vor den Stadttoren und begehrten Einlass.

Da die Maolkaner ein sehr gastfreundliches Volk waren, hießen Sie den Tetunenfürsten Frerk mit seinem Gefolge herzlich willkommen und bewirteten die Gäste auf das Feinste mit allem, was das Land an Spezialitäten hergab. Köstliches Brot und würziger Käse, frische maolkanische Früchte, die erlesensten Süßigkeiten und Met aus Honig wurden serviert.

Es fiel allerdings allen auf, dass die Tetunen sich, besonders nach dem Genuss des Mets, nicht mehr sehr gut benahmen. Aber die Maolkaner sahen darüber hinweg und schrieben es der Eigenheit des Volkes der Tetunen zu.

Auch im Schloss wurden Frerk und sein Anhang freundlich aufgenommen. Und als Frerk für sich und seine Leute um ein Stück Land bat, da in seinem eigenen Land sein Vetter die Macht übernommen hatte und er politisch verfolgt wurde, gewährte der König ihm großzügig diese Bitte.

So zogen Frerk und seine Leute auf eine kleine Pinta mitten im Lande Maolka.

Es dauerte aber kaum ein Jahr, da hatte Frerk unmerklich und nach und nach das ihm zugewiesene Land vergrößert, auf Kosten seiner maolkischen Nachbarn, mit denen zu reden er sich unter Berufung auf seine fürstliche Herkunft weigerte.braunes Dreieck, das nach oben zeigtbraunes Dreieck, das nach unten zeigt

Da gingen die Maolkaner zu ihrem König und klagten ihm ihr Leid. Und der König ließ Frerk zu sich rufen.

Doch Frerk, der ein sehr unduldsamer Mensch war, geriet ob der Vorhaltungen des Königs in Wut und weigerte sich, seinen Anordnungen, die in Maolka von alters her Gesetz waren, Folge zu leisten.

Das konnte der König sich nicht bieten lassen: "Frerk, wir gewährten euch Gastfreundschaft und Asyl. Und wie dankt ihr es uns? Nein, so geht es nicht, das euch zugewiesene Land wird wieder in die Grenzen von vor einem Jahr zurückgesetzt werden." sprach er und nickte erst mit dem edlen Haupt.

In diesem Moment betrat auf der Suche nach ihrem Vater Prinzessin Opera mit ihrem kleinen Bruder an der Hand den Audienzsaal.

Zornig wandte sich Frerk den erschrockenen Kindern zu und hob seine große behaarte Hand, um mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Prinz Dreamond zu zeigen, dann flüsterte er eindringlich mit vor Wut verzerrter Stimme und gerade deshalb sehr vernehmlich: "Wenn du nicht in den nächsten drei Nächten von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang schläfst, wird ein fürchterliches Unwetter auf Maolka hereinbrechen und die Ernten vernichten, die Häuser einstürzen lassen." Sprach's, warf dem vor Schreck erstummten König noch einen hassglühenden Blick zu, zog mit einer ruckartigen Gebärde seinen Umhang um sich und verließ Saal und Schloss.

Der König tröstete seine kleine Tochter, die angefangen hatte zu weinen. Der kleine Prinz schmiegte sich mit großen, erschrockenen Augen an seine Schwester und seinen Vater und nuckelte am Daumen.

Sofort berief der König den großen Rat ein und berichtete von dem Vorfall. Zwar herrschte allgemein die Meinung vor, dass ein solcher Fluch der reine Unsinn war. Allerdings war auch jeder der Meinung, dass es nicht schaden könne, Vorkehrungen zu treffen.

So wurde der kleine Prinz also den ganzen Tag sehr beschäftigt, um ihn zu ermüden. Und am Abend bekam er warme Milch mit Honig, die ja auch schläfrig machen soll. Aber, es war wie verhext, als die Sonne sich schon dem Abend zuneigte, war er noch nicht eingeschlafen.

Da betrat Prinzessin Opera den Schlafraum des Prinzen, ging an Mutter und Vater und an den Mitgliedern des großen Rates vorbei, setzte sich an den Bettrand zu dem kleinen Prinzen und fing an, ein Schlaflied zu summen. Da steckte der kleine Prinz den Daumen in den Mund, seine Augen gingen noch ein paar Mal auf und zu und dann war er tief und fest eingeschlafen.braunes Dreieck, das nach oben zeigtbraunes Dreieck, das nach unten zeigt

Alle atmeten erleichtert und befreit auf und verließen lächelnd das Schlafgemach.

Am nächsten Morgen, der wettermäßig ganz untypisch für Maolka sehr dunkel begann, wollte die Kinderfrau die kleine Prinzessin wecken. Doch, wenn Prinzessin Opera ihre Nanny sonst immer mit einem fröhlichen "Guten Morgen" begrüßt hatte und sofort angefangen hatte, zu singen und zu trällern, bekam sie dieses Mal kein Wort heraus. Nur ein heiseres Krächzen.

Der sofort herbeigerufene Leibarzt diagnostizierte eine schwere Bronchitis.

Nun kamen für das Königspaar außer der Furcht vor dem Fluch des Tetunenfürsten noch die Angst um die Gesundheit der kleinen Tochter hinzu.

Als erstes wurde die unerfreuliche Geschichte mit allen Einzelheiten natürlich sofort für eine Extraausgabe an die schon erwähnte landeseigene Tageszeitung gegeben, den "Maolkaner Boten". Mit der Bitte, dass sich jeder, der Rat wisse, melden möge.

Es wurde Abend und der kleine Prinz schien und schien nicht müde zu werden. Mit gerunzelten Stirnen wachten das Herrscherpaar und seine Berater an seinem Bett.

Da ertönte die große Glocke an der Zugbrücke. Draußen standen einige der maolkanischen Imker mit Bienenkörben im Arm.

"Gebieter, unsere friedlichen Bienen summen ganz wunderbar und melodisch. So süß wie ihr Honig. Wenn sie vielleicht auch nicht an die Stimme von Prinzessin Opera heranreichen, könnten wir es doch versuchen."

Das Königspaar hatte keine andere Wahl und so wurden die Bienenkörbe im Schlafgemach des kleinen Prinzen aufgestellt. Und sie summten ein melodisches Bienenlied. Und da wurden die Augen des kleinen Prinzen ganz müde, er kuschelte sich in sein Kissen und war gleich darauf auch schon sanft eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wehte ein heftiger Wind in Maolka, begleitet von dunklen, tief hängenden Wolken. Ab und zu hörte man von weit fort einen Donner, dem bald darauf ein Blitz folgte.

Der König und seine Gemahlin waren noch gar nicht ganz wach, als ungeduldig an ihre Schlafzimmertür geklopft wurde. Der weise Rat stand vollzählig vor der Tür und berichtete Schlimmes.braunes Dreieck, das nach oben zeigtbraunes Dreieck, das nach unten zeigt

Über Nacht waren alle Bienenvölker des Landes ins Schwärmen geraten und die Körbe standen leer. Bis jetzt war es nicht gelungen, die Bienenvölker wiederzufinden, obwohl die Imker Maolkas von fast allen Einwohnern, die nur alt genug waren, alleine zu laufen, bei der Suche unterstützt wurden.

Der Tag verlief sorgenvoll. Es kamen ein paar Maolkaner, die vorsingen sollten, aber der kleine Prinz fing nur an zu weinen, sobald er ihre Stimmen vernahm.

Ein Apotheker brachte einen Trunk, der schläfrig machen sollte. Aber da gebot die Königinmutter Einhalt. Ihr kleiner Junge war gegen viele der darin enthaltenen Ingredienzien hochgradig allergisch.

Dann kam der Abend. Prinz Dreamond war schon den ganzen Tag sehr quengelig gewesen, weil draußen so schlechtes Wetter war und weil er nicht mit seiner kranken Schwester spielen durfte.

Mit leicht fiebrigen Wangen lag er in seinem Bett und wollte und wollte nicht einschlafen.

Da kratzte etwas am Fenster des Schlafgemaches. Der König sah hin und entdeckte eine große dreifarbige Katze. Er ging zum Fenster und öffnete es und sah, dass auf den Zinnen und auf dem Balkon vor dem Fenster noch viele Katzen lagen, saßen oder standen. Schwarze, graue und rote, getigerte, gestromte und gefleckte.

Da war die große dreifarbige Katze bereits ins Zimmer gesprungen und näherte sich gemessenen Schrittes dem Bett. Sie sprang hinauf und machte es sich bequem. Der kleine Prinz streichelte ihr weiches Fell. Da fing sie an zu schnurren.

Als ab das das Signal gewesen war, sprangen jetzt auch die anderen Katzen in das Zimmer. Sie drapierten sich auf dem Bett und um es herum, auf den Sesseln und auf dem Schoß der Königin. Eine kleine schwarze Katze sprang gar einem Mitglied des weisen Rates auf die Schulter. Und alle Katzen schnurrten. Es war ein wunderbares, sanftes und beruhigendes Geräusch.

Und der kleine Prinz lächelte selig, schlang sein Ärmchen ganz fest um die große dreifarbige Katze, fühlte ihr weiches Fell in seiner kleinen Faust und schlief ein.

Das Königspaar und der weise Rat wachten die ganze Nacht am Bett das kleinen Prinzen.

Der nächste Morgen dämmerte mit einer glutroten Sonne, die einen wunderschönen Tag verhieß. Der Fluch war gebrochen.

Die kleine Prinzessin war wieder gesundet und sang schon vor dem Frühstück wunderschön wie ehedem.

Das Fieber des kleinen Prinzen war verschwunden.

Die Pinta von Frerk und seinen Leuten jedoch war verwüstet. Die Nachbarn hatten kurz nach Morgengrauen eine Windhose gesehen, die nur über das Land hinweggefegt war, das Frerk und seinen Tetunen zugewiesen worden war. Der Sturm hatte alles verwüstet. Frerk, der Tetunenfürst, war spurlos verschwunden, als hätte der Wind ihn mitgenommen in unbekannte Ferne.

Der Rest seiner Leute bat den König um Gnade, die dieser gewährte. Sie durften weiterhin auf dem geschenkten Land bleiben und versuchen, es wieder herzurichten.

Die Maolkaner jedoch verehrten ihre Katzen nun noch viel mehr. Auf dem Marktplatz wurde eine große Statue aus Stein aufgestellt, mit Halbedelsteinen in drei Farben besetzt, die die dreifarbige Katze darstellen sollte. Wenn es den Katzen in Maolka nicht auch schon vorher ganz gut gegangen wäre, könnte man sagen, dass es nun das reinste Paradies für sie war.

Die dreifarbige Katze verließ Prinz Dreamond nie mehr und war immer bei ihm. Und wenn er mal nicht einschlafen konnte, so schnurrte sie ihm ein Gutenachtlied.

Iltschi-Arielle, im August 2004

Zuletzt geändert am 11.10.2008 23:24                Zurück zur Hauptnavigation

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