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Mein Kätzlein

Man fand dich fern vom warmen Hause,
Bedrängt von Schnee und eis`gem Wind,
Trug dich zu meiner stillen Klause,
Verirrtes, armes Katzenkind.
Du schriest und klagtest in dem neuen
Unheimlich bücherreichen Ort,
Doch bald verschwand dein wildes Scheuen,
Du fühltest dich in sichrem Hort.
Das Spiel begann, ein lustig Jagen,
Ein Wettkampf in verwegnem Sprung,
Ein Raufen, Purzeln, Überschlagen,
Mit welcher Grazie, welchem Schwung!
Du dientest mir zu allen Stunden
Mit Arlecchino - Schelmereien,
Wie tief hast Du empfunden,
Mein dankbarer Hanswurst zu sein!
Nie war mir bang, die Witze gehen
Zum komischen Ballet dir aus,
Durch stete Fülle der Ideen
Belebtest du das ganze Haus
Die Nase fein, die Augen helle,
Zart Rosenfarben der kleine Mund,
Jedwede Linie eine Welle
Und jede Regung weich und rund
Da kam, vom Teufel angestiftet,
Ein Mäuschen her in einer Nacht -
du fraßest es, es war vergiftet,
Und ach dein Schicksal war vollbracht.
Es suchen dich die alten Freunde
In jedem Winkel aus und ein,
Du warst der liebenden Gemeinde,
Was einst der Max dem Wallenstein.
Und leb' ich nach dem Lärm hienieden
Noch fort auf einem stillen Stern,
Sei auch in Gnaden herab beschieden
Das Kätzlein zu dem alten Herrn

Friedrich Theodor Vischer

Zuletzt geändert am 11.10.2008 23:24                Zurück zur Hauptnavigation

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