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Liebe Genossinnen und Genossen, verehrtes Katzenvolk!

Nun möchte ich Euch berichten, wie Mao, der Große Vorsitzende der wurde, der er heute ist. Während er kurz nach seinem Einzug noch zahlreichen Liebschaften unter dem ansässigen Katzenvolk nachging und seine Widersacher bis aufs Blut bekämpfte, hat er sich nach einigen einschneidenden Erlebnissen dazu entschlossen, sich nunmehr ganz der großen Politik zu widmen und das Katzenvolk zu Ruhm und Ehre zu führen, die ihm zustehen.

Nach seinem Einzug in den neuen Palast wurde es Herbst. Die Tage wurden kürzer und der erste Frost nahte. Doch unseren großen Herrscher störte das nicht im geringsten. Er war glücklich, dass seine Anhänger ihm ein warmes Plätzchen gönnten, wenn es ihm danach verlangte. Und er war froh, dass sie ihm die Türen öffneten, wenn ihm nach einem ausgedehnten Schläfchen die Enge zuviel wurde und er sich die frische Luft seiner neuen Heimat um die Nase wehen lassen wollte. Das selbstgewählte Territorium des Großen Vorsitzenden umfasst mehrere verwilderte Gärten in einem wunderschönen Altbauviertel und einen großen Parkplatz vor einer Hinterhof-Autowerkstatt, den das Katzenvolk für seine nächtlichen Versammlungen sehr schätzt.

Weil er im Karree ein Unbekannter war, galt es zunächst, sich einen Platz in der Katzenhierarchie zu erobern. Da war das wunderschöne Glückskatzenmädchen, das ab und zu über die Mauer spazierte, ihn anblinzelte und dessen Duft ihn in seiner Nase kitzelte, dass er fast verrückt wurde. Dann war da war der riesige hellbraune Puma, der eines Tages in seinen Garten einfiel, den Pflaumenbaum als seinen Besitz markierte und wieder verschwand. Und da war der alte schwarze Haudegen, über den er öfter Geschichten hörte, da seine Dosine mit einer Kollegin der Pressesprecherin bekannt war. Der Schwarze war unberechenbar. Dreist tauchte er plötzlich auf dem Dach eines Schuppens oder auf der großen Mauer auf und blieb einfach sitzen, um ihn zu verhöhnen. Fauchen, Singen und sogar die scharfen Krallen unseres Großen Vorsitzenden vermochten es nicht, ihm Respekt einzuflößen. Immer wieder hörten die Dosenöffner die Gesänge der beiden Kontrahenten, gefolgt von Schreien und Gepolter, wenn sie ineinander verkeilt über das Schuppendach rollten. Einmal wagte sich der Schwarze gar bis in den Palast des großen Vorsitzenden, doch heldenhaft beförderte dieser ihn nach draußen und zeigte ihm, bis wohin er sich wagen durfte.

Mao, der Große Vorsitzende, kam von solchen Kämpfen oft mit Schrammen, blutigen Ohren oder einer offenen Kopfwunde zurück, die zwar innerhalb weniger Tage verheilte, ihm aber für geraume Zeit das Aussehen eines brutalen Schlägers verlieh - für einen künftigen Weltbeherrscher keine gute Aussicht, da es seine Seriösität in Frage stellte. Einmal fielen die beiden Kämpfer in einen schlammigen Gartenteich und es dauerte zwei Tage bis der Große Vorsitzende wieder wie der stolze Kater aussah, als den ihn seine Dosenöffner kennengelernt hatten. Ein anderes Mal verschmutzte er sich bei der Jagd auf den Schwarzen unter einem der Autos auf dem großen Parkplatz so sehr mit Öl, dass die Dosenöffner ihn in der Badewanne - unter großem Protest - reinigen mussten. Um seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen, versteckte er sich unter dem Roten Sofa und ließ sich zwei Stunden lang nicht sehen.

Eines Tages sah er, wie die Dosenöffner die Köpfe zusammensteckten und tuschelten, aber er verstand ihre Worte nicht. Seine Pressesprecherin hatte einen blau-grauen Kasten in der Hand und der Generalsekretär machte ein bedrücktes Gesicht. Der blaugraue Kasten stand dann einige Zeit im Salon und der Große Vorsitzende stellte schnell fest, dass es sich darin vortrefflich schlummern ließ.

Einige Abende später stand der Kasten plötzlich im Empfangssaal. Der Große Vorsitzende, der sich gerade über die Umgestaltung des Raumes informieren wollte, wurde angehoben und fand sich auf einmal im Inneren des Kastens wieder, der jetzt durch ein Gitter verschlossen war. Von draußen hörte er die Stimmen der Dosenöffner, doch sie klangen nicht verwundert, sondern gaben ein sonderbares Singsang ab, in dem sein Name vorkam. Er duckte sich und merkte, wie der Kasten schwankte und vom Boden abhob.

Dann wurde es dunkel, wieder hell und der kleine Kasten wurde in einen größeren Kasten gehoben, der merkwürdig brummte. Die ganze Zeit über hatte der Große Vorsitzende das unbestimmte Gefühl, dass seine Dosenöffnerin in der Nähe war. Warum nur half sie ihm nicht, aus dieser Lage zu entkommen? Nach wenigen Minuten verstummte das Brummen, der kleine Kasten schwankte wieder und es wurde heller. Plötzlich griffen Hände nach ihm, deren Geruch er unangenehm fand, und zerrten ihn aus dem Kasten. Er war geblendet von einem hellen Licht und hörte drei Außerkätzische, wie sie über ihn sprachen. Etwas wurde in seine Ohren gesteckt, seine Augenlider aufgezogen und er wurde in der Gegend herumgetragen. Dann schob jemand seinen Kopf nach oben - er wehrte sich, indem er dagegenhielt - drückte auf seine Wangen, so dass er sein Mäulchen aufsperren musste und etwas kleines, hartes wurde hineingeschoben. Eine der Hände drückte auf seinen Kehlkopf und er schluckte. Dann tropfte eine kalte Flüssigkeit auf seinen Nacken, die entsetzlich stank. Er versuchte sich ganz klein zu machen, aber ehe er es sich versah, steckte er wieder in dem kleinen Kasten, es wackelte, es brummte, es wurde dunkel und wieder hell - und das Gitter des Kastens öffnete sich. Schnell verschwand er unter dem Roten Sofa, um sich zu beruhigen. Was hatten die Außerkätzischen nur mit ihm gemacht?

Nach einer Woche, in der er wieder seinen gewohnten Geschäften nachging, hatte er die merkwürdige Behandlung, die für einen stolzen Herrscher ziemlich ruppig ausgefallen war, fast vergessen. Doch als er am Abend wie üblich hinaus wollte, griff ihn abermals etwas von hinten und versuchte, ihn mit dem Schwänzchen voran in den Kasten zu stecken. Er wand sich und spreizte seine Hinterbeine, doch es nützte ihm nichts. Wieder ereilte ihn die gleiche Prozedur: Erst wurde es dunkel, dann hell, dann folgte das seltsame Brummen in einem größeren Kasten und die ganze Zeit schwankte es, dass es ihm fast übel wurde. Er beschwerte sich lautstark, doch außer dem Singsang mit seinem Namen, der immer wieder einsetzte, änderte das nichts. Wieder ein helles Licht, Stimmen, dann plötzlich ein Stich durch die Haut. Au! Er machte sich wieder ganz klein, wurde zurück in den Kasten geschoben und die Außerkätzischen sprachen miteinander über etwas, das er nicht verstand. Diese seltsamen Entführungen mit den Untersuchungen mussten aufhören, dachte er bei sich. Als er wieder im gewohnten Zuhause angekommen war, ahnte er jedoch, dass das noch nicht der letzte Besuch bei den merkwürdigen Außerkätzischen gewesen sein würde und dass die ersten beiden Begegnungen noch harmlos gewesen waren ...

- Fortsetzung folgt -

Susie Krause, 15.11.2007

Zuletzt geändert am 11.10.2008 23:24                Zurück zur Hauptnavigation

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