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Hungertod

Die mitlesenden Katzenbesitzer wissen, dass sich jede einzelne ihrer heissgeliebten Fellrollen charakterlich unterscheidet. Die eine ist sanft und anschmiegsam, was, nebenbei bemerkt, das Bild einer Katze ist, das die Katzen selber gern von sich sähen. Gleichzeitig ist es aber auch das Bild, dass am weitesten entfernt von der Realität ist. Dann gibt es den wilden Vorstadtkater, der jedem zugezogenen Vierbeiner, egal ob Hund, Katze, Pferd oder Rindvieh, gehörig die Leviten liest und über sein alleiniges Hausrecht keinen Zweifel zuläßt. Wir kennen die kapriziöse Katzendame ebenso wie das naiv-verwirrte Katzentier von nebenan (an dieser Stelle herzliche Grüße an Tiane und “Dummlund”). Es gibt die cleveren, die faulen, die dummen, die verschlagenen...

Und dann gibt es noch meine beiden.

Gesche, die mit reichlich Jagdinstinkt, aber wenig Hirn ausgestattet ist, gleichzeitig aber auch eine gewisse Bauernschläue an sich hat, wenn es um Futter geht und Mathilda, die kapriziöse, die niemals etwas selber tun würde, solange auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass ein Mensch das für sie tut.

Selten sind sich diese beiden einig - man muss zwar sein Revier miteinander teilen, aber von mögen hat der Dosenöffner ja nix gesagt, also warum die Mühe machen - es sei denn, eine von beiden hat Hunger. Dann fiept (Gesche) oder meckert (Mathilda) auch die andere und beide setzen sich neben ihre Näpfe und gucken mich anklagend an. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob vielleicht in Mathildas Napf noch etwas drin ist - der Dosenöffner hat jetzt aufzustehen und nachzufüllen. Es sei angemerkt, dass hier nur Trockenfutter gefüttert wird, verdorben können die Reste also nicht sein.

Eben war wieder so ein Moment. Die beiden saßen zum 4. Mal am heuten Abend neben ihren Näpfen und gucken und klagen und fiepen und meckern und irgendwann riss mir der Geduldsfaden. Ich ging in die Küche, nahm den 8-Liter-Eimer, in dem ich das Futter lagere, öffnete ihn und stellte ihn meinen beiden direkt vor die Nase.

Verwirrung machte sich breit. Stille. Mathilda macht einen Schritt auf den Eimer zu, schnüffelt, guckt zu ihrem leeren Napf, setzt sich wieder neben denselben, guckt mich an und meckert wieder.

Völlige Irritation hingegen bei Gesche. Das war nicht, was sie erwartet hatte. Sie kommt zu mir, streicht mir um die Beine, schließlich bin ich ja ihre beste und nie hatte sie jemanden so lieb wie mich und außerdem wollte ich ihr doch bestimmt jetzt was zu essen geben? Nein, ich wollte nicht. Sie fiept, geht zu ihrem Napf, sieht hinein und sieht mich leidend an.

Das Spielchen hielt gute 10 Minuten an. Schließlich erbarmte ich mich und dankbar (HA! Als würden Katzen Dankbarkeit kennen!) begannen die beiden zu fressen. Ich glaube wirklich, die beiden würden vor einem vollen Eimer mit Futter verhungern.

Katzen. Sind eigentlich nur meine so?

Stefanie Wigger, 30.11.2007

Zuletzt geändert am 11.10.2008 23:24                Zurück zur Hauptnavigation

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