Die Katzenklappe
Vorab muss ich erwähnen, dass unsere Katzenklappe defekt war. Durch permanentes Frequentieren von insgesamt 3 Katzen, davon 2 Damen, die dazu neigen innerhalb einer halben Stunde zwischen 4-6 Mal hinaus und wieder hinein zu gehen, verschob sich die Verriegelung, so dass die Klappe "von selbst" mal nur auf "rein", nur auf "raus" o.ä. stand. Als wir dies bemerkten, indem bspw. morgens ALLE, demnach auch Narses dröge guckend im Wohnzimmer herumstanden, bis wir die Klappe öffneten, nahmen wir uns vor, in absehbarer Zeit eine neue Klappe zu kaufen und einzubauen. Bis dahin kontrollierten wir sie regelmäßig, stellten den Riegel wieder auf die gewünschte Position, oder verschlossen sie nächtens gänzlich, weil mir die Vorstellung der alten kranken Minka, ausgesperrt in der Kälte, alles andere als behagte. Letzteres geschah nach genauem Studium des Wetterberichtes, jedoch meistens stand sie auf "Freigang" für alle. Die Katzenklappe befindet sich in der Wand neben der Verandatüre.
In der Nacht von Sonntag auf Montag erschüttert ein lautes Krachen unser Haus, gefolgt von einem Geräusch wie Donnergrollen, langsam verebbend. Zeitgleich erwache ich schreiend, sitze aufrecht im Bett: Tooom! Was war das!!!! Gerufener erwacht nur von meinem Geschrei und ruft "Was? Ich krieg' hier nen Herzinfarkt. Ich hab' nichts gehört." was ich erstaunlich finde, meinem sich langsam beruhigenden Herzschlag lausche und mich dann entschließe nachzuschauen. Mit dem Rollstuhl erreiche ich das Wohnzimmer, wo Minka auf dem Sofa hockt, hinausspähend, im selben Augenblick Narses durch die Katzenklappe nach draussen stürmt, Billund wahrlich zitternd unter dem Sofa liegt und in diesem Augenblick ertönt aus dem Garten Kampfgeschrei. Ich schalte schnell die Aussenbeleuchtung an, um gerade noch zu sehen, wie ein schwarzer Kater über die Palisade unseren Garten verläßt, dicht gefolgt von Narses. Was Minka zum Anlass nimmt noch intensiver hinaus zu spähen und Billund, um noch intensiver zu zittern. Der Ursache des Geräusches noch immer nicht auf die Schliche gekommen, tröste ich wenigstens Billund, auch wenn mir zunächst nicht klar ist, warum sie so über alle Maße verängstigt ist, da sie in ähnlichen Fällen neben Minka hockt und späht. Warum zieht es wie Hechtsuppe?, frage ich mich, derweil meine Hände Billund streicheln und meine Augen suchend durch den Raum streifen. Narses kommt heim, stolz, mit heraus gestreckter Brust, stracks die Futternäpfe in der Küche ansteuernd. Narses ist durch ein Loch in der Wand gekommen, wird mir jäh bewusst und das bedeutet......? Meine Augen schweifen weiter umher und finden am Ende des Wohnzimmers, verdammt weit weg von dem Loch in der Wand, die Plexischeibe der Katzenklappe. Ich lasse von Billund ab und hebe die Scheibe auf, um festzustellen, dass beide oberen Kanten abgebrochen sind. Die Scheibe noch in der Hand haltend entwickelt sich angesichts des Verhaltens unserer Katzen folgendes Szenario: Billund, wie sie auf der Strasse herum sneakt, sich wichtig und mutig fühlend und dabei auf einen schwarzen Fremdling stoßend, der sie bedroht. Oder zunächst nur guckt, denn Billunds panische Flucht alleine dürfte schon ausgereicht haben, ihr folgen zu wollen. Gehetzt von nackter Angst will sie nach Hause, springt über die Palsade, der Schwarze hinterher, stürmt sie kopflos durch die Katzenklappe, die sich, weil sie kaputt ist, nur auf Ausgang gestellt hatte, also eigentlich geschlossen war, wobei sie die Plexitüre mit der Wucht des Aufpralls aus der Verankerung riss, wovon ich schreiend und Narses, bis dahin im Bette liegend, blinzelnd erwachte. Narses, die Situation korrekt einschätzend, macht sich durch das Loch in der Wand sofort auf, um Revierangelegenheiten zu klären. Minka glotzt. Billund zittert. Ich nehme Billund mit ins Bett. Anderntags kaufen wir eine neue Katzenklappe und fragen Billund ständig, ob sie noch Kopfweh hat. Hatte sie wohl am Abend schon nicht mehr, denn da war sie schon wie immer. So ein Hirn-Reset scheint praktisch zu sein. Bis bald Tiane
Tiane, 29.11.20007
