Cheetah und Mikis
Wie alles begann...
Cheetah:
Am 15. Mai 2000 wurden in Paltram, westlich von Wien 2 kleine Wuscheln geboren.
Ein kleines Graues und ein kleines Rotbraunes. Ihre Mama Franzi ist eine
wuschelige langhaarige Hauskatze die bei Gigi, Robert und Gevin wohnt. Gevin
ist ein Boarder-Collie. Und wie Cheetah geboren wurde war auch der 2. Boarder-Collie
Leo noch am Leben. Die beiden sind immer vor dem Katzenbabynest gelegen
und haben "Babies geschaut". Das war faszinierend. Der Franzi war das wurscht,
sind ja schließlich ihre Freunde. Den Vater kennt natürlich wieder niemand.
Das kleine graue wurde zu einem lebendigen Zorro-Katzi, das die Umgebung
unsicher gemacht hat - Cheetah furiosa, der kleine schreckliche Gepard.
Das kleine rotbraune wurde zu einem braven Schmusekätzchen und heißt Geena,
und wohnt bei Roland.
Mit 10 Wochen ist Cheetah dann mit dem Zug nach Salzburg gefahren, und dort
wohnt sie jetzt bei Willi und Derek. Willi ist die, die immer das Futter
beschafft und dauernd irgendwelche neuen Spielsachen erfindet, und Derek
ist der, mit dem man so toll kämpfen kann. Man kann ihn anspringen und kratzen
und beißen, der mag das irgentwie...
Mit dem kann man auch gut fangen und verstecken spielen. Und ausserdem baut
er dauernd irgentwelche Katzirampen und Katziliegeplätze.
Die Geschichte von Mikis aus Santorini, 21.07.2001 niedergeschrieben von Willi & Derek
Jetzt ist er seit einer Woche bei uns, und ich glaube, er hat sich schon
recht gut eingelebt. :-))) Gefunden haben wir ihn in der Nacht, als es im
Dorf aus einem Kaktus in höchster Lautstärke um Hilfe schrie.
Ich hab noch nie ein Katze so gellend schreien gehört. Wir sind hin,
und haben ein kleines Katzenbaby gefunden, das sich sofort hinter dem Kaktus
verschanzt hat. Nachdem wir ja sowieso dauernd Futter dabei hatten, haben
wir ihm mal eine kräftige Portion gegeben, worauf er sich auch sofort
gestürzt hat. Dann haben wir mal die Lage gecheckt, 2 griechische Frauen
kamen, auch mit Futter, auf die Frage wo die Mama ist, sagten sie "no
Mama". Dann mal versucht, den Kleinen aus dem Kaktus herauszuschälen.
Er frißt wieder, fängt dann aber wieder mit den gellenden Rufen
an.
Auftritt einer weiteren griechischen Frau aus dem Haus wovor er saß.
Wieder versuchen wir herauszukriegen, was mit ihm los ist. Sie zuckt mit
den Schultern. Meint dann, die Mama wäre da drüben. Fängt
den Kleinen und trägt ihn in der Schürze auf die andere Straßenseite.
Wir sind ihr natürlich gefolgt. Schließlich läßt sie
das Kleine in einem ausgedehnten Ödland einfach fallen und geht ab.
Das war die griechische Art, ein Katzenkind zu entsorgen. Man wirft es weg.
Wir hatten diese Geschichten schon die ganze Zeit gehört. Katzenbabies
(und Hunde auch) in Plastiksäcken oder Kartons einfach auf den Müll
geschmissen. Oft noch unter glühender Sonne.
Natürlich war da weit und breit keine Mama.
Mühsam versuchen wir die nächste halbe Stunde,den Kleinen wieder
einzufangen, ohne ihn zu sehr zu stressen. Es ist stockfinster, aber gottseidank
schreit er laut genug. Schließlich haben wir ihn. Es ist 1.00 nachts.
Bleiben kann er hier nicht, und im Kaktus wohl auch nicht. Also nehmen wir
ihn mit ins Hotel. In meinem T-Shirt ist er auch ganz ruhig. Hoffen, daß
er nicht in der Hotelhalle wieder mit dem Ultra-sound anfängt. Tut
er nicht. Aber dafür im Zimmer.
Ich baue die gepolsterte Tasche meiner Viedeokamera in eine Katzenbox um
(sound-dämpfend ;-) und beziehe meine Schlafhaltung mit einem Arm hinuntergestreckt
in die Tasche hinein, und streichle ihn fast dauernd, was ihm gut zu tun
scheint. Bis 4 h früh hat er ca. alle 10 Minuten einen Schreianfall.
Dann beruhigt er sich. Wir rechnen uns schon aus, wieviele Gäste sich
morgen beschweren werden wegen dem unerträglichen Lärm in der
Nacht. Eigentlich wollten wir um 5h aufstehen, um zu filmen. Daran ist nicht
mehr zu denken. Er läßt uns bis 8h schlafen. In der Früh
untersuchen wir einmal genauer, was wir da gefunden haben - ein kleines
Katerchen. Mit riesen Ohren, einem Rattenschwanz und riesenlangen O-Beinen.
Eine wahre Pracht ;-) Fast alle Schnurrhaare sind abgebrochen, die hinteren
Krallen etwas kaputt.
Dann versuchen wir mal probeweise ihn rumlaufen zu lassen, u.a. auch damit
er mal pinkelt. Er läßt sich nicht massieren, und hat auch in
das Handtuch in der Tasche nicht gepinkelt. Er scheint prallvoll zu sein.
Schaut aus wie ein Biafrakind: mager mit aufgeblähtem Bauch. Er läuft
herum, verfällt aber bald in Schreipanik. Wir telephonieren mit der
Tierärztin Margarita Valvis. Zum Glück arbeitet sie mal wieder
am Samstag. Wir können hinkommen. Der Kleine wird dort auf das Kistchen
gesetzt und kann endlich nach 12 h seine Ladung loswerden. Sie untersucht
ihn. Er hat Würmer und Milben. Sonst wohl soweit ok. Er ist wohl so
7 Wochen alt, meint die TÄ.
Inzwischen ist für uns klar, daß wir ihn mitnehmen werden. Barbara
Zähnler, die sich seit 10 Jahren zusammen mit der Tierärztin auf
Santorini für Hunde und Katzen einsetzt, hat gerade selbst einen winzigen
Pflegling, neben der Arbeit in dem Tierheim für Hunde und die Tierärztin
bekommt jeden Tage eine neue Ladung mit Babykatzen oder Hunden vom Müll,
oder Streuner, und hat selbst schon genug in der Praxis herumlaufen. Was
zu jung ist, um selbst zu fressen, können die beiden auch nicht behalten.
Wir müssen das allerdings mit der Fluggesellschaft checken. Das dauert
2 Stunden. Mittlerweile kommt der kleine rote Kater, der bei der Tierärztin
auf Vemittlung wartet, und untersucht die Tasche. Wildes Gefauche aus dem
Inneren. Wir versuchen trotzdem, die beiden zusammen zu setzten, weil wir
denken, wir können vielleicht noch einen Kleinen mitnehmen. Da wir
aber noch 2 1/2 Tage unterwegs sein werden, wagen wir es nicht, die beiden
Faucher und Prügler solange zusammen zu sperren. Nach dem ok der Fluggesellschaft
ziehen wir mit einem Transportkorb und einem Impfpass (Tollwut) ab. Die
Box hat oben eine Schiebetür, und ich kann mit der Hand den Kleinen
streicheln, während wir unterwegs sind.
Das beruhigt ihn glücklicher Weise. Wir fahren dann nach Kamari um
Marianne zu treffen, auch eine unermüdliche Katzenretterin. Überlegen
kurz, ob wir versuchen sollen, den kleinen weißen Kater, den sie von
der TÄ übernommen hat weil er krank zu sein scheint, dazuzunehmen,
aber sie meint, die lange Reise würde ihn zu sehr stressen, ausserdem,
wer weiß, was er hat, womöglich steckt er den anderen Kleinen
an. Wir sammeln Sand am Strand, denn unser Kleiner scheint nur zu pinkeln,
wenn er was zu graben hat. Ist schon stubenrein :-) Immer noch schreit er
viel, aber lange nicht so intensiv wie in der Nacht. Die nächste Nacht
ist anfangs allerdings nicht viel besser. Er sehnt sich nach seiner Mama,
und kommt kaum zur Ruhe. Ich mache dann einen Versuch, und hole ihn ins
Bett, mit dem Risiko, dass er wegrennt und wieder schreiend durchs Zimmer
rennt. Aber nein: er kuschelt sich an mein Gesicht und an meinen Arm, und
ich bin total erstaunt, wie er mir schon vertraut.
Nach paar Stunden wieder Geschrei. Hunger und Pinkeln. Auch gut. Dann wieder
zurück ins Bett. Ich fühle mich schon ganz idyllisch :-) und kriege
immerhin noch ein paar Stunden Schlaf bis 5h, wo wir sowieso aufstehen müssen.
Am nächsten Tag müssen wir auf die Fähre zurück nach
Mykonos, von wo unser Flug geht. Wir haben ziemlich Schiss davor, wie das
so gehen wird. Aber es geht erstaunlich gut. Der Kleine ist ruhig. Wir verpassen
ihm eine Leine aus Schnur, und lassen ihn herumkrabbeln. Inzwischen ist
er uns gegenüber schon recht zahm, zumindest hat er vor Gesicht und
Händen keine Angst mehr. Wohl aber vor Beinen und großen Menschen,
die Panik auslösen.
Er liegt auf einem Sitz und schläft, das Ende der Schnur habe ich in
der Hand. Ich mache mich auf mehreren Sitzen breit. Nach einer Zeit kommt
plötzlich ein kleines Etwas zu mir herübergekrochen und rollt
sich vor meinem Gesicht ein. WOW !
Später ein kleiner Rundgang über unser Gepäck, und unter
die Sitze. Im hintersten Eck fängt er plötzlich an zu scharren
und kriegt einen erlösten Gesichtsausdruck. Tja, zu spät, um was
zu unternehmen *g*. Spielt auch ein bißchen mit einem Stück Schnur.
Ist aber immer noch recht angespannt und furchtsam. Gottseidank sind wenig
Leute am Schiff und keine wohlmeinenden Kinder wollen ihn streicheln. Der
Wirt des Hotels, der uns am Flughafen abholt, scheint nicht begeistert von
unserem Mitbringsel. Wir bangen schon um unser Hotelzimmer. Während
der ganzen Fahrt schreit der Kleine wie am Spieß und läßt
sich auch nicht beruhigen. Wir erklären ihm, es ist nur wegen der Autofahrt.
Die Wirtin hat aber ein Herz für Katzen, Gott Sei Dank ! Wir können
bleiben.
Wir beziehen also wieder unser Zimmer mit Balkon mit Blick auf eine Katzenkolonie,
das wir bei der Hinreise durch Glück gefunden hatten. Unser Kleiner
ist jetzt ein bißchen ruhiger geworden. Inzwischen hat er eine Schüssel
mit Sand - ein Minikatzenklo. Und auch das "all-you-can-eat"-
Service bei uns scheint ihm mitlerweile zu gefallen. Er hat immer noch seine
Minileine um, wenn er frei läuft - da sieht man wo er ist, und kann
ihn vor einem Sprung vom Balkon zurückhalten. Er betrachtet interessiert
die Katzen durch die Mauerritzen, und Gott Sei Dank sieht er davon ab, seine
Sirene wieder in Gang zu setzten. Wir haben ihn jezt 48 h und er wirkt schon
nicht mehr ganz so gestreßt. Und wir auch nicht mehr :-)
Am nächsten Morgen zum Flughafen. Es stellt sich heraus, daß
der Reiseveranstalter sich nicht mit der Fluggesellschaft abgesprochen hat,
und es folgen 40 min bangen Wartens. Dann das ok. Der Kleine ist friedlich.
Und verschläft den ganzen Flug. Super brav ! Kein Mensch will unseren
Impfpass sehen oder sonst irgendwas wissen. Die Leute vom Zoll interessiert
das überhaupt nicht. Gerettet !! Im Taxi nach Hause geht wieder die
Sirene an, aber der Taxifahrer ist sehr verständnisvoll. Zu Hause schnell
Cheetahs Klo ins Badezimmer verfrachtet, Futter angerichtet, einen von Cheetahs
Versteckkartons aquiriert, einen Polster hinen - und: Willkommen im Katzenhimmel.
Wir haben ihn Mikis genannt. Endlich darf er aus der doofen Kiste raus,
frei sein ! Man sieht, wie gern er da raus geht. Nachdem er dann alles ausgiebig
begutachtet hat, zieht er in sein Schlafhäuschen ein, und wir widmen
uns erst mal Cheetah, der armen vernachlässigten Katze, die uns 2 Wochen
lang entbehrt hat.
Leider ist die Freiheit schnell wieder unterbrochen. Wir fahren zur Tierärztin.
Sie gibt uns Stronghold gegen Würmer, Milben, Flöhe und Zecken,
und befindet ihn ansonsten für in Ordnung. Er darf mit Cheetah zusammen.
Damit lassen wir uns aber noch Zeit. Jetzt soll er sich erst mal fangen.
Erst am nächsten Tag fängt er dann langsam an zu spielen und auf
mir herumzuturnen. Und er schnurrt !! Cheetah darf kurz mal rein, aber beide
fauchen sich an. Also warten wir noch einen Tag. Während Cheetah auf
Pirsch ist geht er schon mal eine Runde in der Wohnung, oder zwei. Am zweiten
Tag haben wir sie dann kurz mal gemeinsam im Wohnzimmer. Die Stimmung steht
auf Fauchen, Grollen und drohendes Jaulen von ihm. Wow. Der Kleine Spotsi
klingt wie ein großer furchtbarer Kater. Nun ja. Zurück ins Bad,
wo er sich mitlerweile sicher fühlt. Er frißt ein viertel Kilo
Futter pro Tag, an dem dürren Körper hängt mittlerweile ein
pralles Kugelbäuchlein :-) Mit Füllung wiegt er immerhin ein knappes
Kilo.
Heute ist der 5. Tag und er läuft frei in der Wohnung herum. Cheetah
beobachtet ihn scharf, und wenn er ihr zu schnell nahe kommt, faucht sie
ihn an. Ausserdem ist sie beleidigt. Und überhaupt. Aber irgendwie
interessant ist er doch. Sie muß schon immer schauen wo er grade ist,
und was er grade tut.
Er schleudert das gesammelte Sortiment an Cheetah-Spielzeugen durch die
Gegend. Erst heute, scheints, werden wir Zeuge des vollen Ausmasses an Energie,
das dieser kleine Kerl zu bieten hat. Er paßt in eine Hand, aber er
springt locker einen Meter weit. Und rennt, und catcht die Bälle, lauert,
verfolgt und springt kleine Pirouetten. Es ist eine Freude !
Wir hoffen jetzt, daß Cheetah bald mit dem Grummeln aufhört,
und mit ihm spielt. Er sitzt schon da und lauert - und dieser buschige Schwanz
von Cheetah, der muß doch zu was gut sein. :-) Aber unser Mädchen
läßt sich bitten.
Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein: Cheetah, 4 kg Katze
mit Main-Coon Character, kurzbeinig, füllig wegen der langen Haare
(und ein bißchen sowieso), mit rundem Gesicht, und ultra buschigem
Schwanz. Und dieser klein Kerl da, mit kargem Fellchen, am Bauch fast nackt,
mager, hochbeinig, sehnig, mit langem Schädel und spitzer Schnauze,
diesen riesigen Ohren, und diesem dünnen langen Rattenschwänzchen.
Wie eine Abessinische Katze, oder eine Abbildung aus dem alten Ägypten
schaut er aus.
Ausserdem mag er gerade die Spielsachen die Cheetah immer verachtet hat
gerade am liebsten.
Und er ist noch so klein. Aber auch wieder so erwachsen. Er gibt Köpfchen
und reibt seine Flanke, macht einen Katzenbuckel und läßt sich
zur Schwanzwurzel hin streicheln. Schiebt sich unter die Hand die ihn streichelt
- "mehr" ! Und schaut uns mit großen aufmerksamen Augen
an, wenn wir mit ihm reden. Und er scheint sich schon jetzt zum idealen
Schoß- und Schmusekater zu entwickeln. Er ist ein supersüsser
kleiner Kerl. So ein liebes Gesichtchen, und so eine skurile Gestalt. Er
hat uns jetzt voll akzeptiert, und verhält sich zu uns wie zur Mamakatze.
Die Sirene ist abgestellt und es kommt nur noch ab und zu ein leises "wän"
- Hunger, müde, wo bist du, oder spiel mit mir. Je nachdem.
Ich glaube, jetzt endlich fühlt er sich wohl. Er liegt auf meinem Schoß,
und quietscht leise im Schlaf.
Mikis aus Santorini hat sein Zuhause gefunden. Aber die Erinnerung an das
elende Dasein so vieler anderer Katzen und Katzenbabies die wir auf den
Inseln gesehen haben, lassen uns nicht mehr los.