3.9.2001
Am 3. September hat uns der letzte unserer Fünfer-Bande in den frühen Morgenstunden
für immer verlassen. Er wurde 11 Jahre alt. 9 Jahre seines Lebens verbrachte
er mit uns zusammen.
Diese
gemeinsame Zeit begann im Sommer 1992, als eines Tages im August zwei Katzen
vor unserem Haus auftauchten - eine ausgehungerte, verwahrloste Tigerin
und ein hübscher, gepflegter Schwarz-Weißer. Einige Tage haben wir die beiden
mit Wasser und Futter versorgt, wobei der Kater schon damals erkennen ließ,
was eine seiner auffallendsten Charaktereigenschaften war - seine Fähigkeit,
Freundschaften zu schließen. Langer Rede kurzer Sinn: Die beiden Futtergäste
wurden adoptiert, die Tigerin von uns, der Schwarz- Weiße von unserer Nachbarin.
Von ihr erhielt er auch den Namen Gismo. Nach ein paar Tagen übersiedelte
auch Gismo zu seiner Freundin, die den Namen Koschka erhalten hatte, in
unsere Wohnung, weil er sich nicht mit den Hasen unserer Nachbarin vertrug.
Zu Anfang war er auch bei uns nicht unbedingt einfach zu nennen. Mit Koschka
und unserem Riesenkater Tom vertrug er sich hervorragend. Aber als unsere
alten Katzenladies Miezie und Betty krank wurden, hatten sie sehr unter
ihm zu leiden. Er versuchte, sie zu verjagen und biß oft äußerst rabiat
zu. Dieses Verhalten war allerdings gelegentlich auch bei Tom zu beobachten.
Es besserte sich erheblich, als alle Katzen Freigang bekamen. Auch uns gegenüber
war Gismo anfangs manchmal ziemlich aggressiv. Mit viel Geduld und Zuneigung
blieben seine Ausbrüche aber im Rahmen. Und nach dem Tod unserer drei Alteingesessenen
Tom, Miezie und Betty wurde Gismo im Laufe der Zeit zu dem freundlichen
Kater, als den wir ihn schätzten und liebten. Er freundete sich mit einem
kleinen roten Kater an, der uns manchmal besuchte, um Gismos Futter zu klauen.
Wir gaben ihm deshalb den Spitznamen "Der rote Korsar". Diese Freundschaft
ist nie ganz eingeschlafen. So gab es nie Revierstreitigkeiten zwischen
den beiden, obwohl Gismo sonst recht energisch seine Rechte verteidigen
konnte.
In
den Jahren, die Gismo und Koschka alleine bei uns verbrachten, zeigte sich
endgültig, wie freundlich und menschenbezogen Gismo war. Er war regelrecht
geschwätzig und "redete" mit uns. Er begrüßte jedes Familienmitglied mit
einem eigenen Ritual - überschwenglich oder distanziert, je nach persönlicher
Beziehung. Als seine Freundin Koschka ihm im Mai über die Regenbogenbrücke
vorausging, vermißte er sie sehr. Tagelang suchte er immer wieder ihre Lieblingsplätze
ab. Für kurze Zeit war dann Zoltan bei uns, ein kleiner schwarzer Findelkater,
den wir aber leider nach nur fünf Wochen in unserer Obhut einschläfern lassen
mußten, weil er Leukose und FIV hatte.
Kurze Zeit später kam auch bei Gismo der Befund FIV-positiv. Es war wohl,
wie wir inzwischen vermuten, so, daß er sich bereits vor seiner Geburt und
ganz kurz danach infiziert hatte. Die Endphase seiner Krankheit verlief
so aggressiv, daß uns ab da nur noch zwei Wochen mit ihm blieben. Innerhalb
weniger Stunden verschlechterte sich sein Zustand so rapide, daß wir uns
entschlossen, ihn am nächsten Tag einschläfern zu lassen. In der Nacht verstarb
er zu Hause, was für uns im Nachhinein doch sehr tröstlich war. Er kann
uns zwar nicht mehr begrüßen, wenn wir nach Hause kommen, aber unsere Erinnerungen
an unseren ganz besonderen Freund bleiben ...
Zusammen mit Elisabeth Junk trauern auch Inge & Volker Grotjahn.