Puschels Einzug ins Paradies
Zuerst war da der Tientje. Dann kam She und dann kam Puschel. Puschel war
eine sehr scheue Katze und wir taten uns lange schwer damit, ihr Vertrauen
zu gewinnen. She und Puschel vertrugen sich gut, hielten sich aber eigentlich
nicht miteinander auf. Tientje und Puschel vertrugen sich gar nicht gut.
Das lag aber nicht an Tientje sondern an Puschel. Immer, wenn sie ihn sah,
fauchte sie, was das Zeug hielt und wenn er sie ignorierte (was er meistens
tat), dann rannte sie solange fauchend hinter ihm her, bis er sie verprügelte.
Wir dachten immer, das gibt sich mit der Zeit...
Unser Tientje leidet an einer Autoimmunschwäche (eosinophiler Granulom-Komplex)
und immer wenn er Stress mit Puschel hatte, dann brachen diverse Geschwüre
aus und er brauchte Kortison. Tientje und Puschel lebten 6 Jahre lang zusammen
und an ihrer 'Beziehung' änderte sich nichts.
Im November 2001 setzten dann Freunde von uns (Perserzüchter) das Puschel
als 'abzugeben' in die Zeitung, da wir schon lange darüber gesprochen hatten,
dass das Puschel vielleicht keine anderen Katzen mag und bei uns nicht recht
glücklich war (zu uns war sie ja inzwischen nett, obwohl sie sich nicht
gerne streicheln ließ). Es meldeten sich auch diverse Leute, die dann von
unseren Freunden für uns 'vorsortiert' wurden. Die engere Auswahl bekam
dann unsere Telefonnummer und wir waren überrascht, dass sich dann doch
jemand gemeldet hatte. Es war ein junges Päärchen und die beiden Jungs gefielen
uns auf Anhieb gut.
Auf die Frage hin, warum sie sich auf die Anzeige von Puschel gemeldet hätten,
erklärten sie uns, dass sie sich nun entschlossen hätten, ihr gemeinsames
Leben mit einer Katze zu krönen und weil sie noch kein eigenes Haustier
hatten, waren sie zu ängstlich, ein junges Kätzchen zu nehmen. Sie erklärten
uns, dass sie sich die Erziehung eines Kätzchens nicht wirklich zutrauten
und dass sie deshalb eine ältere Katze wollten. Eine Rassekatze deshalb,
weil sie gehört hatten, dass die nicht so den Drang nach draußen haben...
Wir vereinbarten einen Besuchstermin bei ihnen zu Hause. Wir hatten ihnen
erklärt, dass wir das Puschel nicht ohne Weiteres einfach abgeben, sondern
dass da auch Bedingungen dran geknüpft seien. Dann kam der Besuchstermin.
Wir waren angenehm überrascht, als wir die Wohnung der beiden betraten.
Seit ihrem Besuch bei uns hatten sie sich auf den Einzug einer Katze vorbereitet.
Wir fanden einen Kratzbaum, ein Luxus-Katzenklo, wo man im Notfall auch
drin wohnen kann *g*, jede Menge Katzenspielzeug in Form von Katzenangel,
Mäuschen, Bällchen, ein Schlafkörbchen und eine gigantische Sisal-Maus.
Unsere Gastgeber zeigten uns alles und waren stolz auf ihre Dachterasse,
die bereits katzensicher eingezäunt war, damit ihre zukünftige Katze auch
in den Genuß von Frischluft kommen kann. Nur bei der Auswahl der Pflanzen
für die Terasse waren sie noch etwas unsicher:-) Für uns war klar: Hier
würde das Puschel ein schönes Zuhause bekommen und wir vereinbarten als
Abgabetermin den 10.12.2001.
Dann war es soweit. Die beiden kamen am 10.12.2001 um das Puschel abzuholen.
Wir hatten ihnen erklärt, dass wir keinen Abgabevertrag sondern einen Pflegevertrag
aufgesetzt hätten. Den müßten sie unterschreiben, wenn sie das Puschel haben
wollten. Sie wollten und waren mit unseren Bedingungen einverstanden. Wir
hatten dort festgelegt, dass das Puschel, falls es sich dort nicht wohlfühlte,
wieder zu uns zurückkommt. Desweiteren darf das Puschel nicht weitergegeben
werden (z.B. im Falle einer Trennung der Beiden oder falls sie das Puschel
nicht mehr haben möchten). Auch dann kommt Puschel zu uns zurück. Alle wichtigen
Entscheidungen bezüglich Puschel müssen mit uns besprochen werden.
Nun gut. Schweren Herzens fuhren wir dann gemeinsam zu Puschels neuem Domizil.
Dort angekommen öffneten wir die Transportbox und das Puschel kam sofort
(oh Wunder!?) heraus. Vorsichtig inspizierte sie die ganze Wohnung und verschwand
dann unter dem Bett. Als wir später gingen, kam sie freudig zu uns und zur
Haustür. Sie wollte wieder mit. Volker und ich waren sehr unglücklich und
fragten uns eine Weile, ob es richtig war, Puschel wegzugeben. 3 Tage später
bekamen wir die erste e-mail, die da lautete: das Puschel bewegt sich frei
in der Wohnung und läßt sich gerne anfassen und streicheln. Wir konnten
es eigentlich nicht glauben, wollten aber nicht sofort wieder zu Besuch
gehen, um Puschel nicht zu verunsichern. In regelmäßigen Abständen bekamen
wir nun Berichte über Puschels Entwicklung im neuen Zuhause, die wir eigentlich
gar nicht glauben konnten.
Im Februar gingen wir das erste mal zu Besuch und fanden folgende Situation
vor: Das Puschel war völlig angstfrei und bewegte sich in der Wohnung, als
wäre überhaupt kein Besuch da. Wir riefen sie und sie kam, um sich willig
krabbeln zu lassen. Man versicherte uns, dass sie das bei jedem Besuch machte.
Als sie genug davon hatte, zog sie sich in ihr Körbchen zurück, was uns
wieder mit Verwunderung erfüllte, weil Puschel bei uns noch nie in einem
Körbchen geschlafen hatte. Die Dachterasse war inzwischen mit diversen Kräutern
und ungefährlichen Pflanzen bestückt. Wir gingen mit dem Gefühl, dass es
wohl doch eine gute Entscheidung gewesen war, sie wegzugeben.
Letzte Woche bekamen wir dann wieder eine 'Berichts-mail' in der wir lesen
konnten, dass Puschel nun ein schönes Geschirr mit Leine besitzt und gerne
spazieren geht und dass sie gerne auf der Schulter liegt. Als Beweis waren
Bilder beigefügt, die ich in eine Foto-Galerie
gepackt habe, damit ich es selber glauben kann....
Inge Grotjahn, Mai 2002