Unsere Puschel hat sich heute auf den Weg zur Brücke gemacht. Unsere alte Dame mit einem Ego, dass nicht in unser Haus passte.

Einige erinnern sich vielleicht noch an Juni 2007, als ich berichtete, dass unser Puschel nach 6-jähriger Abwesenheit nun wieder bei uns lebt. Wir hatten damals die grössten Ängste und fürchteten, dass sie sich bei uns nicht eingewöhnen könnte und sie für den Rest ihrer Tage im Gästezimmer wohnen würde. Alle unsere Befürchtungen lösten sich in Luft auf. Souverän übernahm sie die Herrschaft über Haus und Bewohner. Mit ihrer gewaltigen und tiefen Stimme knurrte und fauchte sie alles und jeden an, der sich ihr in den Weg stellte. Für unsere anderen Perserchen stand schnell fest: da müssen wir Abstand halten! Die einzige, die nicht von ihr weggefaucht wurde, war She. Wir hatten immer das Gefühl, dass sie sich an She erinnerte.

Sie hatte sich angewöhnt, zu jeder beliebigen Tages- oder Nachtzeit, ihre Stimme erschallen zu lassen. Dafür suchte sie sich den Platz mit der besten Akkustik aus und dann rief sie nach uns. Antworteten wir, gab sie für eine Weile Ruhe.

Anfang Juli hatte das Puschel dann plötzlich von einem Tag auf den anderen schwere Gleichgewichtsstörungen (Ataxie)und keinen Schluckreflex mehr. Unser TA meinte, sie habe wohl entweder ein Blutgerinnsel im Gehirn, einen Tumor oder eine Art Schlaganfall gehabt. Kortison zur Abschwellung des Gehirns und Vitamin B Komplex für die Nerven haben sie aber nach 3 Tagen wieder schlucken lassen. Nach ca. 1 Woche konnte sie fast wieder unfallfrei laufen ohne nach jedem Schritt umzufallen.

Wir alle waren überrascht, wie gut sie sich davon erholt hatte. 1x täglich gab es eine Kortison-Tablette, was aber kein Problem darstellte, weil Madame ihre Medis in Nutella mochte. Alle paar Wochen bekam sie eine Depot-Spritze Vitamin B, weil sie diese Tabletten auch in Nutella verschmähte.

Seit ihrer Krankheit hatte sich das Puschel sehr an uns angeschlossen und schlief sogar bei uns im Bett. Auch den anderen Katzen gegenüber war sie viel zugänglicher und fauchte nur noch, wenn ihr einer zu sehr auf die Pelle rückte.

Letzten Donnerstag hatte sie dann wohl einen zweiten Anfall:`( Alle Bemühungen des TA (unserer hatte an diesem Tag keinen Dienst) waren vergeblich. Sie stellte das Fressen ein, ging nur noch zum Trinken und aufs Klo - sonst nichts mehr:`( Freitag gingen wir ohne das Puschel zu unserem TA, um seine Meinung zum Thema zu hören. Er empfahl uns, mit Puschel in die Praxis zu kommen, damit er ihr nochmal Kortison und Vitamin B in höchstmöglicher Dosierung spritzen konnte. Er meinte auch, dass wir Puschel bis Montag Zeit geben sollten. Er erinnerte uns daran, dass sie beim ersten Mal ja auch nach ein paar Tagen wieder fit war. Er bot uns aber an, dass er am Montag zu uns nach Hause kommen würde, um sich das Puschel nochmal anzusehen und dass er es erlösen wollte, wenn es denn nötig wäre.

Es tat weh, das Puschel so hilflos zu sehen. Samstag abend erlosch dann das Licht in ihren Augen und wir wussten: sie hat aufgegeben. Und weil sie ja sowieso ein so zierliches Persönchen war, hatte sie keine Reserve mehr, 3 Tage ohne Essen einfach so wegzustecken.

Heute morgen haben wir unseren TA angerufen und um 11:00 hat das Puschel im Alter von geschätzten 16 Jahren ihre letzte große Reise angetreten.

Wir sind in den Garten gegangen und haben nach einem schönen Plätzchen für sie gesucht. In einer Ecke am Ende des Gartens haben wir eine Gruppe von 6 Rhododendren. An einem der Büsche fanden wir eine einzelne weiße Blüte! Ende Oktober! Für uns war klar: hier ist ihr Platz.

Und wieder hat die Welt ein Sonnenscheinchen weniger:`( Frau Puschlowski, Du hast unser Leben bereichert und wirst für uns unvergessen bleiben. Die letzten 4 Monate mit Dir waren trotz Deiner Krankheit ganz besonders schön

In Liebe Deine Dosies
Inge & Volker

Hier haben wir Puschels Geschichten und Bilder zusammengestellt.