15.04.1994
Tientje
saß im Tierheim von Heerlen (NL) und wir wollten nur mal gucken...Es war
Liebe auf den ersten Blick. Wir bezahlten die Gebühr, ein Tientje (10 Gulden)
und so bekam er seinen Namen. Ich trug ihn unter meinem Parka auf dem Arm
durch die ganze Stadt bis zu einem Bekannten, wo das Auto abgestellt war.
Er war unser erster Kater und lebte noch 19 Jahre mit uns. Als Spielgefährten
holten wir Pim und es war eine perfekte Gemeinschaft. Nur gelegentlich gab
es etwas Gerangel, weil beide auf meinem Schoß liegen wollten - meistens
arragierten sie sich, schließlich war auf dem Schoß ja Platz für zwei:-)
Er war der absolute Boss und alle (auch wir) hielten uns daran.
Tientje war ein begnadeter Schmuser und liebte uns heiß und innig. Allerdings
gab es da einen feinen Unterschied: Wenn ich ihn rief, kam er nur wenn er
auch wollte, wenn wir spielten, ließ er immer die Krallen drin.
Wenn Volker ihn rief, egal was er angestellt hatte, kam er immer sofort.
Wenn Volker mit ihm spielte, ging das nie ohne Blutverlust.
Für Tientje gab es nichts schöneres, als ein Schläfchen mit mir auf dem
Sofa oder einfach nur auf meinem Schoß sitzen und gekrault werden.
Genauso schlief er mit mir im Bett unter der Decke. Oh, wie ich das vermisse.
Da er ein reiner Stubentiger war (wir lebten damals an einer Hauptstraße
und Freigang kam daher nicht in Frage), wollten wir versuchen, ihn an eine
Leine zu gewöhnen. Welch ein Fiasko. Zuerst probierten wir es nur mit einem
Halsband ohne Leine. Er wurde platt wie eine Flunder und bewegte sich keinen
Millimeter mehr. Nach ein paar Tagen duldete er das Halsband aber und wir
starteten den ersten 'Feldversuch'. Wir trugen ihn aus dem Haus und gingen
mit ihm ein Stückchen eine Seitenstraße lang. Dort gab es auf beiden Seiten
Felder und Wiesen. Wir ließen ihn runter und Tientje lief - allerdings nur
in eine Richtung. Jeder Versuch, ihn in eine andere Richtung zu dirigieren,
endete kläglich. Nach mehreren Versuchen, die alle mit dem gleichen Ergebnis
endeten, gaben wir auf. Wir wohnten in einem ausgebauten Dachgeschoß und
wir beschlossen, ihn wenigstens aufs Dach zu lassen, wenn er schon nicht
spazieren gehen wollte. Das Dach gefiel ihm sehr gut und er hatte immer
ein offenes Fenster, so daß er kommen und gehen konnte, wie er wollte. Allerdings
war sein bevorzugter Aufenthaltsort mein Schoß:-)
Er
konnte den Kühlschrank öffnen und Türen stellten für ihn kein Hindernis
dar (Eine Geschichte dazu gibt es unter 'Geschichten' auf der Katzenstartseite).
Essen, das man vom Teller zum Munde führte, kam dort nie an, sondern landete
in Katers Magen. Er stahl das Fleisch im Flug von der Gabel.
Das alles lernte er innerhalb von 3 Wochen. Da war er bei anderen Katzen
zu Besuch - die haben ihm das beigebracht.
Ach Tientje, einen großen Teil unseres Lebens durften wir in Deiner Gesellschaft
verbringen. Nach 19 Jahren, in denen Du nie krank warst, bekamst Du plötzlich
eine Nierenerkrankung und man konnte Dir nicht mehr helfen. Innerhalb kürzester
Zeit verschwanden alle Deine roten Blutkörperchen und Du schliefst friedlich
in Volkers Armen ein. Für uns wirst Du immer die Nr. 1 bleiben. Nie werden
wir Dich vergessen...
Inge & Volker Grotjahn