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Tollwut

Fakten zur Tollwut und zur Tollwutimpfung

Müssen Katzen mit Freigang wirklich jährlich geimpft werden?

Von Monika Peichl

  • Die Tollwutsituation in Deutschland

    In der Wissenschaft werden zwei Arten von Tollwut unterschieden, die urbane = Hundetollwut und die silvatische = Tollwut der Wildtiere. Hundetollwut gibt es in Deutschland und anderen europäischen Ländern seit langem nicht mehr, abgesehen von einigen wenigen Fällen, in denen es sich um infizierte Hunde aus dem Ausland handelte. Bei Hunden, die aus Osteuropa, der Türkei, Mittelasien usw. eingeführt werden, ist Vorsicht angebracht.

    Überträger der Tollwut ist in Mitteleuropa heutzutage nur noch der Rotfuchs. Auch Nager, etwa Ratten und Mäuse, können mit dem Virus infiziert sein, doch sie bilden keine Infektketten, sie reichen die Krankheit nicht an Artgenossen und andere Tierarten weiter. Überall dort, wo die Fuchstollwut ausgerottet ist, treten bei anderen am Boden lebenden Tierarten keine Infektionen mehr auf.

    Das Risiko, von einem tollwütigen Tier - Katze, Hund oder Fuchs - gebissen und infiziert zu werden, ist heutzutage in Deutschland minimal. Von 1977 bis 2000 wurden hierzulande fünf Infektionen bei Menschen registriert, drei dieser Personen hatten sich im Ausland angesteckt.

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  • Tollwut in Zahlen

    Das Institut für Epidemiologie in Wusterhausen meldet für das Jahr 2000 sechs Tollwutfälle an Rindern, sieben an Schafen und drei an Katzen, an Hunden keinen. Zu diesen 16 Krankheitsfällen an domestizierten Tieren kamen im Berichtsjahr 176 registrierte Infektionen an Wildtieren. Es ist zu erwarten, daß Deutschland bald tollwutfrei sein wird, wie es die Schweiz bereits seit ein paar Jahren ist.

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  • Die Impfvorschriften der Tollwut-Verordnung

    In tollwutgefährdeten Bezirken dürfen Hunde und Katzen nur frei laufen, wenn sie vorschriftsmäßig geimpft sind. Sind sie es nicht, droht ihnen die Tötung von Amts wegen, wenn Verdacht auf Kontakt zu einem tollwutinfizierten Fuchs besteht und/oder wenn sie durch Bisse oder ungewöhnliches Verhalten aufgefallen sind. Als vorschriftsmäßig gilt einzig und allein die jährliche Impfung. Doch die ist, wie wir weiter unten zeigen werden, medizinisch überhaupt nicht nötig.

    Ungeimpfte Tiere unter Ansteckungsverdacht dürfen nicht gegen Tollwut behandelt werden, sie müssen getötet werden: "Heilversuche an verdächtigen Tieren sind verboten", heißt es in der Tollwut-Verordnung. Besteht bei einem geimpften Haustier Verdacht auf Kontakt mit einem Tollwutträger, kann eine Beobachtungszeit in Quarantäne angeordnet werden.

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  • Wird bei Katzen im Verdachtsfall der Impfstatus festgestellt?

    In der Realität wird bei Katzen, die sich verdächtig machen, gar nicht erst lange nachgeforscht, wer ihr Halter ist und ob sie vorschriftsmäßig geimpft wurden. Freilaufende Katzen lassen sich bekanntlich nicht ohne weiteres von Fremden einfangen - es müßte also erst mal eine Lebendfalle aufgestellt werden, um dann anhand einer Tätowierung oder eines Halsbandes den Tierhalter und den Impfstatus der Katze festzustellen. Diese Mühe machen sich Förster und Jäger nicht. Die Regel ist, daß sie die Katzen erschießen, wenn sie sie in einem Jagdgebiet erwischen.

    Das Risiko, im Wald oder auf freiem Feld abgeknallt zu werden, ist für Katzen viel höher als das Risiko, durch einen Fuchs mit Tollwut infiziert zu werden.

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  • Drei-Jahres-Vakzinen - warum nicht auch bei uns?

    In den USA, aber auch in der Schweiz gibt es Tollwut-Impfstoffe mit ausgewiesener dreijähriger Schutzdauer. Warum eigentlich nicht bei uns? Die Antwort: Es gibt sie, aber in den Beipackzetteln steht immer, daß jährlich aufgefrischt werden muß. Daß die Tollwut-Verordnung die jährliche Auffrischung verlangt, ist reine Willkür. Denn die Impfstoffe bieten nachweislich weit länger als nur ein Jahr Schutz. Das kostet nicht nur unnütz Geld - Tollwutimpfungen können schwere bis tödliche Nebenwirkungen haben.

    Auch die Drei-Jahres-Impfstoffe in den USA mußten nicht neu erfunden werden: Die vorhandenen Ein-Jahres-Produkte wurden umdeklariert. Denn es war schon längst untersucht und bewiesen worden, daß sie weit länger als ein Jahr schützen.

    Das gilt laut Auskunft von Professor Dr. Hans Lutz aus Zürich für alle in Mitteleuropa zugelassenen Haustier-Tollwutimpfstoffe. Herstellerdaten zeigen, daß zum Beispiel das Produkt Rabdomun Katzen bei der Testinfektion 48 Monate nach der Impfung gegen den Erreger hundertprozentig schützte.

    In den USA gibt es die Tollwutvakzine Defensor. In denjenigen Gebieten der USA, wo noch jährlich geimpft werden muß, wird sie als "Defensor 1" verkauft, in den anderen Gebieten als "Defensor 3", dh als Drei-Jahres-Impfstoff. In der Zusammensetzung unterscheiden sich diese beiden Produkte nicht im mindesten - nur der Handelsname ist verschieden.

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  • Die Situation in den USA

    33 US-Bundesstaaten lassen inzwischen die Drei-Jahres-Tollwutimpfung von Katzen und Hunden zu. In denjenigen Staaten, Städten oder Counties (Landkreisen), wo noch jährlich geimpft werden muß, bemühen sich engagierte Tierärzte und Tierhalter darum, daß die Behörden ihre Vorschriften ändern. So kämpft zum Beispiel Professor Dennis W. Macy von der Universität von Colorado gegen die jährliche Tollwut-Impfpflicht in Denver.

    In den USA wird silvatische Tollwut nicht nur von Füchsen verbreitet, sondern auch von Waschbären und Skunks. In vielen Regionen der USA ist Tollwut viel stärker verbreitet als in Deutschland, so auch in Kalifornien. Dennoch müssen Katzen und Hunde dort seit nunmehr über 20 Jahren nur alle drei Jahre geimpft werden - mit bestem Erfolg, wie Macy von den für Tierseuchenbekämpfung und öffentliche Gesundheit zuständigen Experten in Kalifornien erfuhr.

    In diesen gut 20 Jahren sei es bei geimpften Katzen und Hunden in keinem einzigen Fall zu einer Tollwut-Infektion gekommen. Auch keine einzige Katze und kein einziger Hund, die - an der kalifornischen Impfvorschrift vorbei - nur zweimal im Leben geimpft worden seien, hätten sich je mit Tollwut angesteckt. "It is clear that rabies in the pet populations can be controlled with the triennial rabies vaccination program in areas, where the immediate threat of rabies is far greater than in Colorado or Denver", schreibt Macy in einem Statement für die Behörden von Denver. ("Es steht fest, daß die Tollwut bei Haustieren durch ein dreijährliches Impfprogramm kontrolliert werden kann, und zwar in Regionen, wo die unmittelbare Tollwutgefahr viel größer ist als in Colorado oder in Denver.")

    Höchste Zeit, daß auch in Deutschland endlich einmal vernünftige und immunologisch begründete Impfvorschriften für Tollwut eingeführt werden.

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  • Risiken der Tollwutimpfung

    Tollwutimpfungen verursachen die meisten Impfsarkome bei Katzen, zusammen mit den Impfungen gegen das Feline Leukämievirus (FeLV, oft noch fälschlicherweise Leukose genannt). Impfsarkome, also Tumoren an der Impfstelle, sind fast immer tödlich. Schon deshalb sollten Katzen diese Impfung nur dann erhalten, wenn es absolut sein muß. Macy schätzt, daß die jährliche Tollwutimpfung allein in Denver jedes Jahr 26 bis 84 zusätzliche Impfsarkom-Fälle verursacht.

    Außer dieser tödlichen Krebserkrankung nennt Macy als schwere Impfnebenwirkungen Schockzustände, plötzlichen Tod, Polyarthritis und autoimmunhämolytische Anämie. Jede Impfung birgt die Gefahr einer schweren allergischen Reaktion, die sich bei Katzen meist durch Durchfall und Erbrechen äußert und oft genug, gerade bei älteren Tieren, zum Tode führt. Vor allem Impfstoffe mit inaktivierten Erregern, zu denen alle Haustier-Tollwutvakzinen gehören, können diese Nebenwirkung verursachen.

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  • Was tun als Katzenhalter/in?

    Zuallererst sollte man klären, ob man überhaupt in einem tollwutgefährdeten Bezirk lebt. Wenn nicht, braucht das Tier keine Tollwutimpfung, es sei denn, man nimmt es mit auf grenzüberschreitende Reisen oder präsentiert es auf Ausstellungen.

    Wenn man in einem Tollwutbezirk lebt, muß man klären, ob die Katze mit einem Fuchs in Kontakt kommen kann. Das ist nicht der Fall bei Wohnungskatzen und ausgesprochen unwahrscheinlich bei Katzen im Freigehege, etwa in einem umzäunten Garten.

    Wenn das Auslaufgebiet der Katze nicht begrenzt und kontrolliert ist, kann man sich immer noch überlegen, ob sie wirklich jedes Jahr geimpft werden muß mit einem Impfstoff, der nachweislich mindestens drei Jahre schützt. Eine Alternative zu jährlichen Impfungen ist die Bestimmung des Antikörpertiters. Bei der Tollwutimpfung gibt die Messung des Antikörpertiters im Blut sehr verläßlich Aufschluß darüber, ob noch Schutz besteht oder nicht. In Einzelfällen sind tollwutkontaktverdächtige Hunde auch schon vom Veterinäramt verschont worden, weil Unterlagen des Impfstoffherstellers eingereicht wurden, die zeigen, daß der Schutz viel länger als ein Jahr hält. Das sollte erst recht möglich sein, wenn regelmäßig Titer bestimmt worden sind.

Literatur und Quellennachweise bei der Verfasserin

Copyright 2002: Monika Peichl
mopeichl@aol.com

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Zuletzt geändert am 11.10.2008 23:24                Zurück zur Hauptnavigation

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